Umweltschutz: eine verwüstete Natur, ein vom Kapitalismus bedrohter Planet! (Vortrag des Leo Trotzki-Kreises (Paris) vom 26. Januar 2007)

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Umweltschutz: eine verwüstete Natur, ein vom Kapitalismus bedrohter Planet!
Januar 2007

Kein Tag vergeht ohne ein neues ökologisches Glaubensbekenntnis eines Kandidaten der Präsidentschaftswahl. Kein Tag ohne einen neuen Artikel über die Bedeutung der Klimaerwärmung. Kein Tag ohne ernste Meldungen über die Notwendigkeit, radikale Maßnahmen zu ergreifen, um Energie zu sparen, die verschiedenen umweltschädlichen Emissionen zu reduzieren, die bedrohten Arten zu schützen.

Welche Umweltbedrohungen wirken wirklich auf den Planeten ein? Wer ist dafür verantwortlich und wer sind die Opfer? Wer spült tonnenweise umweltschädliche und toxische Abfälle in die Meere, die Luft oder auf den Boden? Wer bedroht die biologische Vielfalt des Planeten?

Ist die Klimaerwärmung etwas anderes als ein ausgezeichneter Vorwand, um eine drastische Erhöhung des Energiepreises zu rechtfertigen? Was sind die Ziele aller gegenwärtigen Medienkampagnen? Und was kosten die schon getroffenen Maßnahmen? Man sagt uns, dass wir radikale Maßnahmen ergreifen und sogar unsere Lebensweise vollständig verändern müssen, wenn wir den Planeten retten wollen. Aber wer wird alle Folgen ertragen, die Rechnung eventueller Umstellungen bezahlen und wer wird im Gegenteil von der Situation profitieren?

Fast alle politischen Führer der reichsten Länder des Planeten mehren heute die dramatisierenden Erklärungen über die zwingende Notwendigkeit von Umstrukturierungen in der Energieerzeugung. Aber kann man sich vorstellen, dass die imperialistischen Staaten, die die wirtschaftliche Plünderung und die politische Herrschaft des ganzen Planeten zugunsten einiger großen Industrie- und Finanzgruppen organisieren, sich um andere Dinge sorgen, als wieder und wieder das Interesse dieser Konzerne zu schützen?

Kann man die Umweltdrohungen bekämpfen, ohne die gegenwärtige Wirtschaftsorganisation in Frage zu stellen, ohne den kapitalistischen, anarchischen und blinden Markt durch eine rationale und regulierte Verwaltung der Produktion von Reichtümern zu ersetzen? Kann schließlich die Menschheit alle ihre Bedürfnisse befriedigen, ohne den Planeten zu zerstören?

Das alles wollen wir in diesem Referat aufgreifen.

Eine für die Verschmutzung des Planeten verantwortliche Wirtschaftsorganisation

Seit mindestens 10.000 Jahren haben die Tätigkeiten des Menschen die Natur, die Fauna, die Flora und die Umwelt verändert, um gemeinschaftlich ihren Lebensunterhalt zu gewährleisten. Die Erfindung der Landwirtschaft, später ihre Ausdehnung, haben Entwaldungen zur Folge gehabt; die Bewässerung hat die Versalzung gewisser Böden verursacht; die Zähmung von Tierarten und ihre intensive Zucht die Erosion der Böden beschleunigt und ein noch deutliches Gepräge auf den Landschaften des Mittelmeeres zurückgelassen. Man findet heute in aus Eiskappen entnommenen Kernbohrungen messbare Spuren von vor mehr als 2.000 Jahren ausgestrahltem Blei, das von den griechischen und römischen Bergwerken kommt.

Mit der noch nie da gewesenen Entwicklung der Produktionskapazitäten seit dem Anfang der industriellen Revolution, mit der bedeutenden Zunahme der Weltbevölkerung im Laufe des 20. Jahrhunderts hat dieses Prägen durch die menschlichen Tätigkeiten auf dem Planeten nur zunehmen können.

Zumal die Wirtschaftstätigkeiten der Menschen seit der industriellen Revolution im Rahmen einer sozialen Organisation, der kapitalistischen Gesellschaft, stattfinden, die sich durch einen sich verbissenen Wettbewerb unter rivalisierenden Unternehmen auszeichnet, der durch ihre allgemeine Unverantwortlichkeit gegenüber den Menschen wie der Natur und durch ihre dauerhafte Suche nach dem maximalen Gewinn gekennzeichnet ist.

Diese Privatbetriebe organisieren ihre Produktion und ihre Belieferung einzig nach dem zahlungsfähigen Markt. Aufgrund ihres Wettbewerbs vermehren sie die Produktionen in doppelter oder dreifacher Ausfertigung, stellen weitaus nutzlose oder nebensächliche Güter für einige potentielle reiche Kunden her, sind aber unfähig, die elementaren und sogar lebensnotwendigen Bedürfnisse der großen Mehrheit der Bevölkerung des Planeten zu befriedigen.

Der einzige Regulator dieses Wirtschaftssystems ist der Markt, der nur im Nachhinein etwas reguliert, nachdem oft zu viel hergestellt wurde, mit Verspätungen, Schwankungen und jedes Mal mit einer namenlosen Vergeudung.

Ein jüngster Fall, der des Telefonwesens, ist viel sagend.

Wenn die drei französischen Mobilfunkanbieter sich auch geeinigt haben, um ihren jeweiligen Kunden Monopolpreise vorzuschreiben, so haben sie mehrere Jahre hindurch einen echten Krieg geführt, um jeder für sich aber schließlich in denselben Orten Funkantennen aufzustellen, durch die Bauarbeiten sowie eventuelle Gefahren für die Anwohner vermehrt werden.

Als man dann isolierte Zonen ausrüsten musste, die von diesen Anbietern vernachlässigt worden waren, haben die Gemeinden das Installieren von Antennen finanziert, die mit den drei Netzen vollkommen kompatibel sind.

Noch schlimmer ist es bei den Satellitentelefonen, diesen Geräten, die nur von einigen Zehntausenden Benutzer in der Welt, Militärs, Journalisten und einigen Abenteurern, benutzt werden, die via Satelliten von jedem beliebigen Punkt der Erdkugel kommunizieren wollen. Ende der achtziger Jahre haben zwei Privatunternehmen (Iridium und Globalstar), jedes für sich, mehrere Dutzend Satelliten ins Weltall gesandt, um somit die ganze Oberfläche des Planeten zweifach abzudecken. Wie es vorhersehbar war, sind beide Unternehmen bankrottgegangen, nachdem jedes mehrere Milliarden Dollar verprasst hatte. Wenn die Satelliten von Iridium nicht auf den Meeresboden gestürzt wurden - wie die Statuten dieses Betriebs es vorsahen - dann nur deshalb, weil diese Firma mit der Unterstützung der amerikanischen Regierung in letzter Minute übernommen wurde.

Die ganze Produktion und der Vertrieb der Güter verursachen solche Vergeudungen, unabhängig davon, ob es sich um Industriewaren oder um landwirtschaftliche Produkte handelt. Diese kapitalistische Produktionsweise ist nicht nur für die Wirtschaftskrisen und für die dramatischen sozialen Katastrophen verantwortlich, die Marx und Engels seit den ersten Jahrzehnten dieses Systems beschrieben und angeprangert haben. Dieses Wirtschaftssystem ist verantwortlich für die Verschmutzungen, für die manchmal unumkehrbaren Verwüstungen der Ökosysteme und für die verallgemeinerte Verschwendung des Energievorrats und der Bodenschätze des ganzen Planeten.

Die unterentwickelten Länder, Mülleimer der westlichen Industrie

Die Aktualität dieser letzten Monate hat auf das übliche Verhalten der Chemie- und Erdölindustrie, ihre Abfälle loszuwerden, aufmerksam gemacht. Ende August 2006 empörte sich die Bevölkerung von Akouédo, einem Bezirk von Abidschan, gegen das Deponieren von hochgiftigen Abfällen in offenen städtischen Schuttabladeplätzen. Dieses wilde Deponieren hat den Tod von zehn Personen, die schlimme Vergiftung vieler Dutzenden und den Krankenhausaufenthalt Tausender anderen verursacht.

So erfuhr man, dass dieser Giftmüll als Fracht der Probo Koala an die Elfenbeinküste gebracht wurde. Dieser alte Tanker fuhr unter panamaischer Flagge, war Eigentum von griechischen Reedern und wurde von der Erdölmaklerfirma Trafigura gemietet, deren Sitz in Amsterdam liegt und die mehrere Franzosen zu ihren Leitern zählt.

Nach den eigenen Erklärungen ihres Sprechers hatte diese Gesellschaft in Amsterdam einen Vertrag, um die Tanks der Probo Koala entleeren zu lassen, die offiziell mit der Restflüssigkeit der Reinigung angefüllt sind. Aber angesichts der ungewöhnlich hohen Giftigkeit der betreffenden Restflüssigkeit hat der Hafen von Amsterdam eine zusätzliche Frist gefordert und die Rechnung nach oben korrigiert.

Darauf entschied die Leitung von Trafigura, ihre tödliche Ladung wieder in die Laderäume des Bootes zu verfrachten. Mittels einer ihrer Tochterfirmen in der Elfenbeinküste hat sie einen Vertrag mit einer unbekannten ivorischen Entleerungsgesellschaft geschlossen. Die Leiter von Trafigura wussten Bescheid, dass die betreffende ivorische Gesellschaft über keine Einrichtung verfügte, um die in Amsterdam abgelehnten sehr toxischen Abfälle wiederzuverwerten.

Aber das war hundert Mal weniger teuer als in Europa. Für diesen Preis machte es ihnen wenig aus, dass die Abfälle mitten in der Stadt landen!

Sind die Leiter von Trafigura Schurkenbosse?

Nicht mehr und nicht weniger als andere. Der Fall von Abidschan hat einen Skandal ausgelöst, weil sich die Bevölkerung nicht vergiften lassen hat, ohne aufzumucken. Aber drei oder vier gleichartige Fälle werden jedes Jahr in Afrika und in anderen unterentwickelten Gegenden der Welt registriert.

Nach einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) hat das Meeresbeben von Dezember 2004, das auch die Küsten Somalias getroffen hat, "Transportbehälter chemischer, radioaktiver und medizinischer Abfälle aufgerissen, die gesetzwidrig längs der somalischen Küsten - unter anderen von Schweizer Firmen - versenkt worden waren". Der Sprecher des UNEP fügte hinzu: "Die Giftmüllentsorgung auf hoher See, auf die Ufer und ins hintere Land ist hemmungslos. Seit dem Anfang der 90er Jahre wurde eine unermessliche Menge von Atom-, Gift- und Krankenhausmüllladungen, von Kadmium, Blei und Quecksilber aufs Ufer abgestellt oder auf hohe See einfach versenkt". Undichte Stellen an diesen kontaminierten Fässern verursachen Vergiftung, ernsthafte Krankheiten und manchmal den Tod für die Anrainer. Die Fauna und die Flora sind stark kontaminiert.

Eine gewöhnliche Folge des kapitalistischen Marktes

Im Jahre 1991 erklärte sehr unmissverständlich ein gewisser Lawrence Summers, Chefökonom bei der Weltbank: "Unter uns, sollte die Weltbank nicht eine größere Verlagerungen der umweltschädlichen Industrien in die Entwicklungsländer fördern? Ich denke, dass die ökonomische Logik, die darin besteht, eine Ladung Giftmüll in das Land mit den niedrigsten Löhnen loszuwerden, einwandfrei ist. Und wir sollten sie übernehmen. Ich war schon immer der Meinung, dass die unterbevölkerten Länder Afrikas deutlich unterverschmutzt sind." .

Hinter dem Zynismus dieses Wirtschaftlers versteckt sich nämlich die Logik der kapitalistischen Industrie!

Das jüngste Abenteuer um die Welt des mit Asbest vollgestopften französischen Flugzeugträgers "Clemenceau" hat illustriert, dass die Regierungen selbst nicht zögerten, diese Logik zu übernehmen. Fast alle Großschiffe, die jedes Jahr in der Welt an ihr Lebensende kommen, werden in einer Baustelle von Indien, von Pakistan oder von Bangladesch demoliert. Der Abriss der Boote ist nur für die Kapitalisten der armen Länder rentabel, da diese vor ihrer Tür jene Arbeitskräfte finden, die so arme ist, dass sie ohne jeglichen Schutz äußerst gefährliche Arbeitsbedingungen annehmen.

Das ist der Fall in Alang (Indien), wo Tausende von schlecht bezahlten Arbeitern die Schiffe an einem einfachen Strand auseinander nehmen. Jährlich gibt es 50 oder 60 Unfälle, die durch die Stürze, die Explosionen, die Ausdünstungen der zahlreichen in den Booten enthaltenen Giftstoffe verursacht werden. Ohne von all jenen Arbeitern zu sprechen, die einige Jahre später, nach der Rückkehr in ihr Dorf, an den Krankheiten sterben, die sie sich auf der Baustelle zugezogenen haben.

In Guiyu (China) wird elektronisches Material aus der ganzen Welt gesammelt und auseinander genommen. Ohne Maske wird die Schweißnaht gelöst und es wird in Säure gereinigt. Dieses Material enthält Schwermetalle, Kadmium, Blei, Quecksilber und viele anderen äußerst toxischen Substanzen. Dazu der Arzt eines angrenzenden Krankenhauses, der von der französischen Zeitung "Le Monde" zitiert wird: "Von 160 Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren, bei denen man eine Blutprobe gemacht hat, sind 80 % an Bleivergiftung erkrankt"!! Die im Grundwasser nahe Guiyu entnommenen Proben haben einen Säurewert angezeigt, der das Wasser für den Verbrauch gefährlich macht.

Diese Vergiftung der Arbeiter wie der Fauna und der Flora gilt nicht nur für die Industrieabfälle aus den reichen Ländern. In den Maquiladoras - diesen Industriegebieten der Grenzstädte Mexikos, wo Fabriken der großen Westfirmen angesiedelt sind - oder in den Werkstätten der riesengroßen Freizonen Chinas, in den Zulieferern, die für dieselben Konzerne produzieren, werden Proletarier täglich Opfer von Vergiftungen mit Blei, Äther und Glykol. Sie ziehen sich ernste Atemwegserkrankungen zu und sind Opfer tödlicher Arbeitsunfälle, während sie Industrieerzeugnisse für die Konzerne der ganzen Welt herstellen.

In den Arbeitervierteln, in den angrenzenden Elendsghettos erleidet die Bevölkerung die Absonderung von Rauch, von Säuren, von toxischen Abwässern. Wenn sie wie 1984 in Bhopal nicht eine tragische industrielle Katastrophe erlitt, infolge der bewussten und absichtlichen Entscheidung der Eigentümer dieser Fabriken, Einsparungen bei Sicherheit und Wartung zu machen.

Die industrielle Verschmutzung trifft auch die reichen Länder

Die tägliche Verschmutzung, welche die Arbeitenden oder die Anwohner der Industrieanlagen krank macht, verwüstet den ganzen Planeten und nicht nur die unterentwickelten Länder.

Um nur ein Beispiel zu nennen, stießen die Eisenhütten und petrochemischen Werke der Gegend des Teiches von Berre (Südfrankreich) ständig umweltschädliche Gase aus: Mehr als 70.000 Tonnen Schwefeloxide wurden 2005 im Departement Bouches-du-Rhône abgegeben. Und alle diejenigen, die in der Nähe dieser Fabriken leben, entdecken jeden Morgen in ihrer Umgebung die Spuren der industriellen Ausstöße der Nacht.

Diese Verschmutzung verursacht bei den Fabrikarbeitern Atemwegserkrankungen oder Krebs bei den Anwohnern und ernste Krankheiten, sowie - anerkannt oder nicht - Berufskrankheiten.

Aber sie ist nicht der von industrieller Entwicklung und technischem Fortschritt geforderte unvermeidliche Tribut. Diese Verschmutzung ist das Ergebnis der festen Absicht an der Bereitstellung der wirksamen Ausrüstungen zu sparen, die existiert, um die Ausstöße zu beschränken.

Die Deponien toxischer Industrieabfälle existieren nicht nur in den Drittweltländern. Es gibt in allen industrialisierten Ländern diskrete oder heimliche Gegenden mit Müllabladeplätzen. Die Entschlossenheit von Anwohner, von Umweltvereinen oder von einigen örtlichen gewählten Vertretern ist notwendig, um sie öffentlich zu machen, wie im Elsass, nahe Hagenthal, wo Greenpeace im Februar 2005 gezeigt hat, dass die Basler Chemiefabriken unter freiem Himmel für die Menschen wie für das Grundwasser gefährlichen Giftmüll lagerten.

Sogar, wenn die Abfälle gesetzeskonform behandelt und dann eingelagert werden, bleiben die Ansteckungsrisiken hoch, weil die Industriellen das anmelden, was sie wollen und weil keine ernsthafte Kontrolle des wirklichen Inhaltes der eingelagerten Fässer durch die Behörden durchgeführt wird.

Es handelt sich dabei um die gewöhnliche Verschmutzung, das Nebenprodukt einer Produktion, die von Unternehmensgruppen gemacht wird, die die Bevölkerung und die Arbeitenden in den armen wie in industrialisierten Ländern verachten.

Aber in ihrer permanenten Suche nach einem rentablen und wenn möglich monopolistischen Markt zögern die Industriellen nicht, noch absichtlicher den ganzen Planeten zu vergiften.

Der Fall von Asbest und von verbleitem Benzin

Man kennt den Fall der Vergiftung durch Asbest auf der ganzen Welt. Während eines Jahrhunderts trotz der medizinischen Studien, die sich anhäuften, haben die den verschiedenen Asbesterzeuger die von Westregierungen tätige Mitschuld gefunden, um zu intensivieren und den Gebrauch dieses Materials heute zu verallgemeinern, das für 3.000 Tote jedes Jahr in Frankreich verantwortlich ist, und vielleicht auf Zeit für 100.000.Es gibt den weniger bekannten Fall der Beimischung von Blei ins Benzin. 1920 ließ eine Tochterfirma von General Motors einen Zusatz auf Basis von Blei, das TEL, patentieren, das die Wirksamkeit der Verbrennungsmotoren verbesserte. Ein nichttoxischer Schadstoff wie der Ethanol - gewöhnlicher Alkohol - hätte vollkommen gepasst aber General Motors konnte deren Alleinvertrieb nicht erhalten, was sein einziges Ziel war. Sehr schnell erwies sich das PTE als gefährliches Gift in den Fabriken wie in der Umwelt. Aber GM erhielt die Beihilfe der amerikanischen Gesundheitsorganisationen, um die Gefahr herabzusetzen. GM verkaufte ihren plombierten Zusatz an alle Erdölgesellschaften, machte weltweite Werbekampagnen, um seine Benutzung zu verallgemeinern, und vergiftete den ganzen Planeten während Jahrzehnte bis in die 70er Jahre. Die Beweise der Bleischädlichkeit konnten nicht mehr geleugnet werden: In den Knochen des modernen Menschen ist der Bleisatz zehn Mal höher als vor 5.000 Jahren!

General Motors erfand dann den Katalysator, der kein Blei verträgt. Die Firma präsentierte sich von jetzt an als die Meisterin im Kampf gegen die Luftverschmutzung, wobei sie die plombierten Zusätze in den unterentwickelten Ländern weiterhin verkaufte.

Die Vermehrung des nutzlosen Transports von Handelswaren

Sogar wenn die Industriellen die ganze Bevölkerung des Planeten nicht bewusst vergiften, verschmutzt die Anarchie ihres Wirtschaftssystems.

Der dauerhafte Kampf zwischen konkurrierenden Gruppen, um Märkte zu gewinnen, das vollständige Fehlen der Erfassung und der Vorausberechnung der Bedürfnisse der Bevölkerung verursachen eine noch weiter gehende Verschmutzung und Verschwendung. Dies verursacht die absurde Vermehrung kontinentübergreifender Transporte von Handelswaren, die nur durch kommerzielle Gründe gerechtfertigt sind.

Wenn ein Großhändler auch nur eine rentable Branche gefunden hat, kann man so in Pointe-à-Pitre (in der französischen Karibik) Orangen finden, die aus Südafrika kommen, nachdem sie manchmal Rungis (den Pariser Großhandelsmarkt) durchquert haben, während man andere Orangen in Mittelamerika oder im nahem Florida anbaut...Jedes Großunternehmen, jeder Konzern rationalisiert seine Produktion und den Organisationsplan seiner verschiedenen Fabriken. Aber jeder macht es unabhängig und sogar in Konkurrenz mit allen anderen. Und im Laufe der Fusionen und der Übernahmen von Subfirmen der Automobilindustrie, konnten Motorenteile aus Brasilien oder den USA kommen, um in Europa auf Renault- oder Volkswagen-Fahrzeuge montiert zu werden, während gleichwertige Teile den Atlantik in die andere Richtung überqueren, um auf Mack-, Ford- oder General Motors-Fahrzeuge montiert zu werden.

Diese nutzlose Vermehrung der Beförderungen findet auch auf anderen Verkehrswegen statt. Jedes Jahr werden 60.000 Tonnen Hühner aus den Niederlanden nach Großbritannien exportiert, während die Niederlande gleichzeitig 30.000 Tonnen britische Hühner einführen, die in die andere Richtung reisen.

Die in allen Unternehmen und in allen Erwerbszweigen verallgemeinerten Folgen für den Planeten, die Umweltverschmutzung und den nutzlosen Verbrauch von Treibstoff, sind ernst.

Der Straßenverkehr wird von den Regierungen ermutigt

Die großen Handelsketten und die großen Produktionsunternehmen haben die Verallgemeinerung des Straßentransportes der Handelswaren durchgesetzt. Um ihre Lagerhäuser zu beseitigen und die Waren direkt auf die Wege zu bringen, um die Ladeoperationen zu reduzieren und über die größtmögliche Flexibilität bei der Organisation der Produktion zu verfügen, haben sie die "Just-in-Time-Produktion" erfunden. Jeden Tag verbinden so eine Kette von 7.000 Lastkraftwagen die 25 europäischen Standorte der Renault-Gruppe.

Nun verschmutzt der Straßentransport von Handelswaren auf vielfältige Weisen: mit dem Ausstoß von Kohlendioxid, der zum Treibhauseffekt beiträgt, aber auch mit dem von Kohlenmonoxid oder von Stickstoff, von Sprays oder von verschiedenen für die allgemeine Gesundheit gefährlichen Zusätzen.

Diese Politik nach dem Motto "Alles auf die Straßen" wurde einerseits durch die bedeutende Kostensenkung ermöglicht, die vor allem auf Kosten der Fahrer realisiert wird. Sie war auch möglich, weil die Gesellschaft einen wichtigen Anteil der Investitionen übernommen hat, um die Autobahninfrastrukturen zu bauen, ohne dass diese Kosten auf den Preis der Güterbeförderung abgewälzt werden. Jede Hundert Kilometer, die von einem Lastkraftwagen gefahren werden, kosten der Gesellschaft 36 Euro, während er nur 24 Euro in Steuern, Autobahngebühren, usw. bezahlt.

Die Straßenbeförderung zu ermutigen ist eine bewusste Entscheidung der aufeinander folgenden Regierungen. Im den Beförderungsinfrastrukturen gewidmeten Staatshaushalt gehen 69 % zum Straßennetz, nur 12 % für den Schienenverkehr und der Rest zu den Flughäfen.

Die Verschmutzung der Meere und der Ozeane

Ihre "wirtschaftliche Logik", die darin besteht, die am meisten umweltschädlichen Industrien in die am wenigsten entwickelten Länder zu verlagern und die niedrigsten Kosten anzustreben, gilt auch für den Transport und besonders für den Seetransport.

Heute gibt es mehr als 40.000 Schiffe über einhundert Tonnen, die die Ozeane durchkreuzen. Etwa 60 % dieser Schiffe sind unter einer Billigflagge registriert, die einem Reeder erlaubt, keines der gültigen internationalen Gesetze zu beachten, Matrosen unterbesetzt einzustellen, sie zu wenig zu bezahlen und durch verlängerte Wachzeiten zu erschöpfen.

Das ermöglicht es auch, die alten zu Mülleimer gewordenen Schiffe fahren zu lassen. Alle drei Tage erleidet ein über 300 Tonnen schweres Schiff irgendwo in der Welt Schiffbruch! Jedes Mal ist das ein Drama für die Matrosen, die das Leben verlieren, aber das ist auch eine Katastrophe für die Umwelt, die Küsten, die Anwohner, die Fischer...

Containerschiffe begegnen sich: Vielleicht transportieren sie gleichartige Handelswaren für konkurrierende Konzerne

Zwei alte verrostete Tanker mit einfachem Rumpf, die Erika und die Prestige, die unter Billigflaggen registriert waren, und die beide schweres Heizöl niedriger Qualität nach dem anderen Ende der Erdkugel transportierten, haben die letzten Ölpesten auf den Atlantikküsten verursacht, mit Folgen für die Umwelt, die Hochseefischer und die Austernzüchter, wie für die direkt betroffenen Küstengemeinden.

Der französische Staat hat den Betrag der Summen, die er für den Erika-Schiffbruch gezahlt hat, auf knapp mehr als 153 Millionen Euro geschätzt, während die Gesamtkosten dieser Katastrophe eine Milliarde Euro erreichen.

Aber Total, 4. Erdölkonzern in der Welt und Befrachter dieses Müllschiffes, hat nur 30 Millionen Euro ausgegeben. Der Konzern selbst wurde innerhalb von einigen Monaten von ihrem Versicherer für seine Ladung völlig zurückgezahlt.

Das ist keine Ausnahme, sondern die Regel.

Und nur 3 % der Erdölverschmutzungen werden von einer Ölpest verursacht! Die übrigen 97 % kommen aus dem Leeren der Ballasttanke und dem wilden Reinigen der Tanks.

Die systematische Suche nach dem kürzesten Weg trotz der Gefahren, der von den Befrachtern ausgeübte Druck, um die Minimierung der Lieferzeiten unbedingt einzuhalten, um ihren Platz beim Entladen in den großen Häfen nicht zu verlieren, bringen die Schiffskapitäne dazu, Risiken einzugehen und auch bei starkem Sturm zu fahren.

Wenn die Reeder und die großen Schiffsbefrachter auch die Verantwortlichkeit für alle diese Dramen und für diese Verschmutzungen tragen, so treffen sie allerorts auch die tätige Komplizenschaft der Behörden. Das System der Billigflaggenländer wird in den sechziger und siebziger Jahren von allen westlichen Reedern mit der Unterstützung ihrer Regierungen verallgemeinert.

Frankreich selbst hat 1986 unter der Präsidentschaft von Mitterrand und der Regierung von Chirac die Flagge der Kerguelen-Inseln geschaffen. Das genügte den Reedern nicht, für die die Raffarin-Regierung 2005 ein "Französisches Internationales Schiffsregister" schuf. Das erlaubt es ihnen, alle europäischen Subventionen zu bekommen, während sie von den strengsten Sozialgesetzen befreit sind.

Den Austausch und den Transport von Handelswaren rationalisieren

Dennoch handelt es sich nicht darum, wie von manchen Umweltschützern verlangt wird, jeden Warenaustausch zu beseitigen und "schrittweise die ganze wirtschaftliche Produktion wiederlokal anzusiedeln" .

Die internationale Arbeitsteilung hat einen grundlegenden Fortschritt dargestellt, die Produktivität der Menschen erheblich verbessert und die Kontinente vereinigt. Die Abschaffung des Austausches von Rohstoffen wie von Erzeugnissen, die Rückkehr zu in einer abgeschlossenen Welt funktionierenden örtlichen Wirtschaften ist ebenso utopisch wie reaktionär.

Was in Frage steht ist, dass diese internationale Arbeitsteilung im Rahmen des Kapitalismus stattfindet, mit der Anhäufung absurder Transporte von Handelswaren und dem völligen Fehlen von Rationalisierung des Transportwesens. Nicht die internationale Arbeitsverteilung muss man in Frage stellen, sondern den Wettbewerb!

Die Industriellen wie die großen Transportgesellschaften verfügen innerbetrieblich dennoch über Planungs- und Rationalisierungsmittel. Die Lastkraftwagen der großen Gesellschaften sind mit Positionierungssystemen durch Satelliten ausgerüstet, die es ermöglichen, in Echtzeit jedem Lastkraftwagen von einem Sortierungszentrum aus zu folgen, um die Transporte und die Kosten zu verringern. Die Lieferplanung wird durch die Mittel der Informatik verwaltet. So ist es auch bei der Reederei CMA-CGM, die die Fahrt ihrer Millionen Container quer über den Planeten von ihrem Sitz in Marseille aus verfolgt.

Dadurch wäre es heute möglich, sogar ohne den Straßentransport zu beseitigen, den Lastkraftwagentransport und somit die Verschwendung im Maßstab des europäischen Kontinentes zu reduzieren, wobei die größte Flexibilität beibehalten wird. Das setzt voraus, den Wettbewerb zwischen den Beförderern zu beseitigen und das Verwaltungssystem des Transports ihrer Fahrzeuge zusammenzulegen.

Solange der Wettbewerb und die Anarchie des kapitalistischen Marktes herrschen, werden weiterhin Reihen von Lastkraftwagen Europa auf denselben Verkehrsachsen überqueren. Und sie werden weiter verschmutzen...

Die Bedrohung für die biologische Vielfalt

Eine andere Bedrohung, die durch die wissenschaftliche Ökologie regelmäßig angeprangert wird, ist diejenige, die auf die biologische Vielfalt lastet. Manche sprechen von einer neuen Welle massiven Aussterbens der Arten, in den Meeren und den Ozeanen aber auch in den tropischen oder äquatorialen Regenwäldern, die zerstört werden, oder auch in den mit Schädlingsbekämpfungsmittel sehr belasteten Feldern. Es ist sehr schwer, den Umfang eines solchen Aussterbens einzuschätzen und noch schwerer, es mit dem großen bekannten Aussterben der Vergangenheit zu vergleichen. Seit der Entwicklung des Lebens auf der Erde gab es ununterbrochen massive Artengeburten und Artensterben. Sehr oft hatte das Verschwinden von einigen die Erscheinung oder die Entfaltung von anderen Arten zur Folge. Aber das Verschwinden lebendiger Arten, das von den Tätigkeiten der Menschen verursacht wird, hat heute einen bedeutenden Umfang erreicht und einen Zeitraffer-Rhythmus angenommen. Es ist nicht mehr eine unbedeutende Folge der Zähmung von Tier- oder Pflanzenarten durch den Menschen. Es handelt sich zum Beispiel um seit langem verzehrte Fischarten, die noch vor Kurzem unerschöpflich schienen. Das ist der Fall des Thunfisches im Mittelmeer und im Atlantischen Ozean oder des Kabeljaus oder der Sardellen von Chile. Nach der FAO, der Organisation der UNO, die sich mit der Landwirtschaft und die Ernährung beschäftigt, sind heute 75 % der großen Fischreserven der Welt erschöpft, ausgenutzt oder von der Nichtreproduktion bedroht.

Das Verschwinden des Dorsches

Der Fall des Dorsches - des Kabeljaus - ist anschaulich. Er schildert, dass die Bedrohung der Fischarten das Ergebnis einer Flucht nach vorne in der industriellen Ausnutzung des Meeres ist.

Der Dorsch - dieser sagenhafte früher reichliche Fisch, der gesalzen oder getrocknet leicht zu konservieren ist, der die Menschen Jahrtausende hindurch ernährt hat, der eine der Voraussetzungen der Bereicherung Neuenglands war - dieser Fisch also, ist in der Neufundlandbank und in der Nordsee fast verschwunden!

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ersetzten die Dampfboote die Segelboote, die Fischernetze ersetzten die Angeln, dann wurden sie kleinmaschig. Man erfand das Tiefgefrieren an Bord der Fabrikschiffe. Bereits im Jahre 1921 erfand General Food die Maschine, welche die Dorschfilets zerlegte. Um 1950 erschienen Fabrikboote, das Radargerät wurde benutzt, um die Bänke aufzuspüren. Anstatt eine Wohltat für die Seemänner zu sein, zogen diese technischen Fortschritte einen blinden Lauf nach Produktivität mit sich.

Als die Nordseebänke begannen, zur Neige zu gehen, fingen die britischen Boote an, den Meeresgrund in der Nähe von Island zu harken. Dieses reagierte. Zweimal, 1958 dann 1971, gab es einen echten Dorschkrieg zwischen Island und dem Vereinigtem Königreich: Kampfschiffe begleiteten die britischen Schleppnetzfischer in Islands fischreiche Gewässer.

Die Flucht nach vorne dauerte an. Die Großreeder jedes Landes glichen die Verdünnung von Fischbeständen durch die Vergrößerung der Schiffe aus. Sie begannen, die internationalen Gewässer in der Nähe Neufundlands zu leeren, als ihre eigenen Hoheitsgewässer entvölkert waren.

In keinem Moment gab es eine Abstimmung oder ein wirkliches Programm, um Fortpflanzungszonen zu schützen. Das alles ließ den Dorsch des nördlichen Atlantiks fast verschwinden und erforderte ein sehr späteres (im Jahre 1992) erstes einstweiliges Verbot seines Fanges.

Der Überfischfang: eine katastrophale Flucht nach vorne

Das Los des Dorsches lässt jenes anderer üblicher Fischarten erahnen. Zwischen 1970 und 1990 verdoppelte sich die Zahl der Schiffe mit einem Raumgehalt von über 100 Tonnen. Der Weltfischfang wird heute von einigen großen spezialisierten Industriellen beherrscht. Sie besitzen Fabrikschiffe, die fähig sind, Hunderte Tonnen Fische täglich an Bord zu verarbeiten und zu verpacken. 1 % der Weltfischfangflotte ist für die Hälfte der gesamten Einnahmen verantwortlich. Die Netze sind so fein und so wirksam, dass sie alles sammeln, was in der Nähe schwimmt. Die zusätzlichen, nicht beabsichtigten Fänge, würden 27 Millionen Tonnen pro Jahr ausmachen, ein Viertel der totalen Einnahmen. Sie werden, meistens tot, ins Meer zurückgeworfen. Die Weltkurse werden direkt auf den Fabrikschiffen verfolgt. Es kommt vor, dass die Fänge einfach weggeworfen werden, weil der Verkaufspreis für zu niedrig gehalten wird und folglich die Verarbeitung und die Vermarktung für nicht rentabel gehalten wird. Nachdem die "europäischen" oder "nordamerikanischen" Fischschwärme weit erschöpft wurden, sendet jetzt die Fischfangindustrie ihre Boote vor die Küsten der armen Länder. Im Namen der Fischfangindustrie kauft die Europäische Union Fischfanggenehmigungen in Hoheitsgewässern der Staaten von Westafrika und im Stillen Ozean. Es gibt mehr als 300 europäische Schiffe, die auf der Hochsee Afrikas regelmäßig fischen. Diese Politik trägt natürlich zur Verdünnung des Fischbestandes bei, sogar jenes der essbaren Weichtiere wie des Tintenfisches, der von jetzt an auf hoher See vor Mauretanien bedroht ist.

Es ist doch selbstverständlich, dass die Vereinbarungen zwischen diesen verschiedenen Ländern und der mächtigen Europäische Union völlig ungleich sind. Die Entschädigungen erreichen die einheimischen Fischer nicht. Zehntausende Kleinfischer können nur als Subunternehmer für die europäischen Fischkutter überleben. Aus diesem Grund versorgen sie den örtlichen Fischmarkt nicht mehr, dessen Preise explodieren.

Das ist "Darwins Alptraum" im Maßstab der Ozeane und des Planeten!

Jenseits der sozialen Katastrophe für die einheimischen Fischer droht die Überfischung, eine bedeutende Ökokatastrophe mit dem vollständigen Verschwinden der grundlegenden Fischarten zu verursachen. Das ist eine Hypothese für die Frist der Mitte dieses Jahrhunderts, die eine Gruppe von Wissenschaftlern in einem Artikel der amerikanischen Zeitschrift "Science" vom letzten November nicht ausschloss.

Ein von den nationalen Regierungen ermutigter blinder Wettbewerb

Diese Flucht nach vorne ist auf die ungezügelte Konkurrenz zwischen ein paar großen Konzernen, die die Produktionskette für Fisch beherrschen, zurückzuführen. In nur wenigen Jahrzehnten haben sie mit großem Aufwand an Werbung und Neuerungen in Aufmachung und Konservierung den Markt für Fisch immer weiter ausgedehnt. So findet man heute jederzeit in jedem noch so unbedeutenden Supermarkt, auch hunderte Kilometer von der Küste entfernt, Fisch... oder zumindest eines seiner faden Nebenprodukte, wie Surimistäbchen.

Das ist sicher ein Fortschritt für die Verbraucher. Aber ohne gemeinsame und rationale Verwaltung der Fischbestände, realisiert im Rahmen der Konkurrenz unter einigen großen Erzeugern und unter rivalisierenden Nationalstaaten, stellt die Ausdehnung dieses Marktes zuerst eine echte Bedrohung für die Fischbestände des Planeten dar.

Nicht nur, dass die Regierungen der großen Staaten nichts Ernstes tun, um diese Verwüstung aufzuhalten, ihre Politik verstärkt sie noch. Die französischen Vertreter bei der Internationalen Kommission für die Erhaltung der Thunfisch-Bestände widersetzen sich zum Beispiel jeder seriösen Einschränkung der Fänge, die die Erneuerung der Bestände ermöglichen würde. Man muss sagen, dass die französischen Fänge von Thunfischen - die 20 % der Gesamtzahl darstellen - zwei Mal so groß sind wie die gestatteten Werte.

Die Regierung führt die Sicherung der Arbeitsplätze an. Aber die Kleinfischer sind die ersten Opfer der Verknappung der Fische. Es ist beim Fischfang wie es bei der Landwirtschaft in den 60er und 70er Jahren war: Die Kleinfischer verschwinden aber die Regierungen benutzen ihre Not, um die Großreeder massiv zu subventionieren. Hunderte Millionen Euro wurden von der Europäischen Union in die Gruppen Eigentümer von Schiffen oder von Transformationsfabriken mit dem Vorwand gezahlt, die gesamte Flotte und die Anzahl der Schiffe zu reduzieren. Aber wenn durch diese Politik Zehntausende von direkten oder indirekten Arbeitsplätzen im Bereich des Fischfanges verschwunden sind, hat sie nicht die Kapazitäten der Fänge aus den Fischbeständen reduziert. Ganz im Gegenteil.

Das illustriert einen anderen Aspekt der Umweltschutzprobleme: Sie können nicht im engen Rahmen der Zerstückelung in nationale Territorien, und nicht einmal in dem des europäischen Zusammenschlusses gelöst werden. Jede Regierung ist mit ihren Industriellen zu viel verbunden, um ernstlich ihre direkten Interessen anzugreifen, selbst wenn diese den Planeten bedrohen.

Der gedrohte Regenwald...

Eine andere große Bedrohung für die Artenvielfalt ist die beschleunigte Zerstörung der Regenwälder, die fast die Hälfte der lebendigen Arten bergen und von denen manche wertvolle Reserven für zukünftige medizinische oder agronomische Forschungen darstellen.

Zerstörung des Amazonienwaldes

Die Zerstörung der Wälder hat, so wie die Überfischung, vor allem soziale Gründe.

Sie ist zuerst auf das Elend eines ganzen Teiles der Menschheit zurückzuführen. Jeder fünfte Mensch, der keine Elektrizität oder kein Gas hat, um seine Lebensmittel zu kochen, sich zu wärmen und sich Licht zu machen, ist gezwungen, für das tägliche Kochen der Lebensmittel Brennstoff abzuholzen oder Holzkohle zu herstellen. Auch die Unterentwicklung erhält das Brandrodungssystem für den Anbau in den ärmsten Ländern des Planeten aufrecht, das für den Großteil der Entwaldung in Afrika verantwortlich ist.

Die Entwaldung wird auch durch die Ausnutzung exotischer Hölzer verursacht: Für einen begehrten Baum werden zehn andere niedergerissen und verbrannt. Sie ist noch der Umwandlung des Waldes in landwirtschaftliche Ländereien zu verdanken, oft für den Export. In Brasilien wird der Wald zerstört, um den Platz für die Rinderzucht dann für sehr große Sojaplantagenbesitzer freizumachen. In Indonesien wachsen Ölpalmen- oder Kautschukbaumplantagen auf den abgeholzten Ländereien. Und dieses Palmöl ist für den Export in die ganze Welt weit bestimmt.

So nimmt also konkret die biologische Vielfalt in den Meeren oder auf den Böden Schaden. Die anarchische Produktion, die allgemeine Unverantwortlichkeit der Kapitalisten, der Wettlauf um Profite, die Mitschuld der Regierungen und die nationale Zerstückelung verursachen das beschleunigte Verschwinden der Arten. Diese Unverantwortlichkeit verursacht die Verschmutzung des Planeten, die Zerstörung der Bodenschätze, auf den Böden wie in den Meeren.

Die spektakuläre Vermehrung der Produktionskapazitäten, seitdem das kapitalistische System sich über den ganzen Planeten verbreitet hat, wurde nur benutzt, um mit allen Mitteln noch mehr Gewinne und Vermögen zu einer reduzierten Zahl von Industriellen und Finanzleuten zusammenzuziehen, ohne sich sowohl um die Menschen wie auch um die Natur zu kümmern. Und das ist das Problem!

Die Klimaerwärmung

Mit der Frage der Klimaerwärmung kann man sagen, dass das die kapitalistische Ausbeutung auf dem Planeten schließlich die ganze Atmosphäre erreicht hat!

Fast alle Naturkatastrophen dieser letzten Jahre werden als das Ergebnis der klimatischen Erwärmung präsentiert. Und sie seien nur ein Vorgeschmack apokalyptischer Katastrophen: Schmelzen des Polarpackeises, Ansteigen des Meeresspiegels, der zehn Millionen Menschen in "Klimaflüchtlinge" verwandeln soll, Verödung völliger Gegenden des Planeten, welche für die Landwirtschaft ungeeignet werden sollen, usw.

Es gibt heute eine echte Weltkampagne, die mehr oder weniger schmerzhafte Politiken anpreist, um dieser Erwärmung zu trotzen. Wenn sich George Bush noch in dieser Einmütigkeit widersetzt, mehrt Al Gore, der ehemalige Kandidat zur amerikanischen Präsidentenschaft, die dramatisierenden Konferenzen. Tony Blair bestellt seinerseits Berichte und schlägt Gesetze vor.

Eine solche Übereinstimmung unter Leuten, die gewöhnt sind, alle Ereignisse zu dramatisieren, um der Bevölkerung "Blut und Tränen" zu versprechen, hätte an sich was, um den umweltschutzfreundlichsten Revolutionär skeptisch über die Realität dieser Erwärmung zu machen.

Die wissenschaftliche Wirklichkeit der Klimaerwärmung

Wir werden natürlich die Debatte nicht entscheiden, die unter Wissenschaftlern über den Umfang, die Gründe, die Mechanismen und die möglichen Folgen dieser Erwärmung andauern.

Sagen wir trotzdem, ein Konsens scheint sich im Verlauf der letzten Jahre in der wissenschaftlichen Weltgemeinschaft, über mehrere der aktuellen Klimawandels bezügliche Protokolle, über seine Hauptgründe und über einige seiner wahrscheinlichen Folgen abzuzeichnen.

Seit den 70er Jahren, als die ersten Meldungen einer Welterwärmung viele Wissenschaftler skeptisch gelassen hatten, weil es keinen Abstand bezüglich der Messungen gab, hat die Auffassungsgabe der Mechanismen, die das Klima beeinflussen, Fortschritte gemacht und vor allem haben sich die Messungen gemehrt.

Im Juni 2004 veröffentlichte ein wissenschaftliches Team in der Zeitschrift Nature die Entschlüsselung einer Eisbohrprobe, die in der Antarktis entnommen wurde, und die eine genaue Registrierung des irdischen Klimas der letzten 740.000 Jahre gab!

Diese Eisbohrproben bestätigten, dass das irdische Klima im Laufe dieser 700 Jahrtausende sich ununterbrochen verändert hatte, indem die Eis- und Zwischeneiszeiten abwechselten. Sie bestätigten auch, dass es einen genauen Zusammenhang zwischen der Durchschnittstemperatur und dem Wert von Kohlendioxid in der Atmosphäre gibt. Das ist der Treibhauseffekt: Kohlendioxid aber auch Methan und andere in der Atmosphäre anwesende Gase erhalten einen Teil von der Energie aufrecht, die von der Sonne in der Nähe der Erde gestrahlt wird.

Die Bohrproben bestätigten schließlich, dass in den letzten Jahren der gemessene Gehalt an Kohlendioxid dem seit 700.000 Jahren niemals aufgenommenen Maxima weit überlegen ist. Die Durchschnittstemperatur am Boden hat um 0,6 Grad Celsius im Laufe des 20. Jahrhunderts schon zugenommen und wird unvermeidlich in den kommenden Jahrzehnten steigern. Die Analyse dieser Eisbohrproben sowie die anderen Messungen haben erlaubt, die zusätzliche Menge an Treibhausgasen ungefähr zu schätzen, die von den Menschentätigkeiten im Laufe der Zeit hauptsächlich durch die Industrie, die Landwirtschaft und die Beförderungen ausgestoßen worden ist. Man hat überprüfen können, dass diese Ausstöße bezeichnend waren.

Die vielfältigen Beobachtungen des Zustandes der Packeise und der Gletscher, die Messungen des Meeresspiegels, bestätigen die gegenwärtige Erwärmung. Es ist also festgelegt, dass es eine Erwärmungsphase gibt, für die die menschliche Tätigkeit seit der industriellen Revolution verantwortlich ist, selbst wenn derer Wirkungen nur seit der Mitte des 20. Jahrhunderts genau messbar sind.

Jenseits dieser Zustimmung bleibt eine sehr große Menge an Unbekannten, was diese Erwärmung betrifft.

Wie wird die Auswirkung auf der Niederschlagsmenge oder der Trockenheit in jeder Gegend der Erdkugel sein? In welchem Verhältnis und in welchem Rhythmus werden das Polarpackeis und die Gletscher schmelzen? Wie werden die Ozeane auf die Einlage von Süßwasser, auf die Vermehrung der Durchschnittstemperatur reagieren und mit welcher Trägheit? Wie werden die Ozeanströmungen, wie der berühmte Golfstrom geändert sein, der kommt, Nordeuropa zu bremsen, wenn manche Packeisstücke schmelzen, und Süßwasser in die Meere bringen? In welchem Ausmaß sind die Ozeane fähig, zusätzliches Kohlendioxid aufzusaugen?

Man weiß es wirklich nicht.

Dramatische Folgen zuerst für die Ärmsten

Trotz dieser zahlreichen wissenschaftlichen Ungewissheiten und selbst wenn die Erde im Laufe ihrer Geschichte viele, manchmal sehr wichtige, Klimawandel gekannt hat, kann die gegenwärtige Klimaerwärmung eine seriöse Bedrohung für die Menschheit darstellen.

An erster Stelle, weil die allgemeine Unverantwortlichkeit der ganzen gegenwärtigen wirtschaftlichen und sozialen Organisation der Menschheit es nicht ermöglicht, ihm bewusst und ohne Drama zu trotzen.

Wir sind heute mehr als 6 Milliarden Menschen gegen einige Millionen in der Vorgeschichte und im Altertum. Eine große Mehrheit der Menschheit lebt direkt in der Nähe der Meere und der Ozeane. An sich könnte die Menschheit zweifellos mit einem gewissen Aufsteigen des Niveaus der Gewässer umgehen. Aber wir leben in einer Gesellschaft, wo die Ärmsten und die Zerbrechlichsten sich selbst überlassen sind, oft verurteilt sind, in den gefährlichsten Zonen zu leben, wie den Deltas der großen Flüsse, oder die Unangenehmsten, in Zonen, wo die gemeinsamen Strukturen und die öffentlichen Einsatzmittel weit ungenügend sind.

Das Verhalten der Behörden von Mississippi und von den USA, dem reichsten und mächtigsten Staat des Planeten, illustrierte dies deutlich während des Wirbelsturmes Katrina, der New Orleans 2005 verwüstete. Eines der ärmsten Länder des Planeten wie Bangladesch wird bereits regelmäßig durch Überschwemmungen verwüstet, die, wenn sie auch natürliche Gründe haben, nicht weniger von der Unterentwicklung, von der Zerbrechlichkeit der Wohnungen, von der massiven Entwaldung der Abhänge oberhalb von den Flüssen verschlimmert werden, die dieses Land beherrschen...

Wenn 16 % von Bangladesch infolge eines Anstieges der Gewässer von einem Meters überflutet sein sollten, wäre das wirklich die Apokalypse für die Armen wie es gewisse Journalisten schreiben, die ihre Leser erschrecken, wenn sie über "Klimaflüchtlinge" sprechen.Wenn die Klimaerwärmung die Versteppung einiger Gegenden verursachen sollte, bezahlte die Vermehrung der Wolkenbrüche in anderen Zonen eben da noch die Bewohner der ärmsten Gegenden den stärksten Preis. Die Analytiker des Bürgertums wissen es vollkommen Bescheid. Sie führen es übrigens an, um die Maßnahmen zu rechtfertigen, die sie befürworten. Aber wenn die politischen Leiter der imperialistischen Länder und ihre verschiedenen Experten sich heute um die Klimaerwärmung bemühen, dann geschieht das nicht aus Menschenliebe, und auch nicht weil sie plötzlich um die Zukunft der armen Länder oder um diejenige der Menschheit besorgt geworden sind.

20 Jahre internationale Messen...

Stellen wir schon fest, dass die politischen Mächte der großen industrialisierten Länder, trotz ihrer "alarmierenden" Reden, sich nicht geeilt haben, um seriöse Maßnahmen zu ergreifen, damit sie die Treibhausgasemissionen aufhalten. Vor schon 25 Jahren dient die Frage der Luftverschmutzung, des Klimas und seiner Erwärmung als Vorwand für internationale Hochämtern.

Für welches Ergebnis?

Das erste ein wenig greifbare Ergebnis dieser Konferenzen hat sich nicht auf die Klimaerwärmung selbst, sondern auf die Erhaltung der Ozonschicht konzentriert, die die lebendige Organismen seit einigen Milliarden Jahre vor den ultravioletten Sonnenstrahlungen schützt. In einem ziemlich kurzen Zeitraum, zwischen 1985 und 1987, wurde das Protokoll von Montreal ratifiziert, welches vorgesehen ist, die Produktion der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) zu verbieten, die in Sprühdosen oder Kühlschränken zum Reinigen von elektronischen Stücken benutzt werden, und die als Verantwortliche der Zerstörung der Ozonschicht betrachtet sind.

Aber diese Entscheidung wurde nur deshalb so schnell getroffen, weil das eine beschränkte Zahl von diesen FCKW anfertigenden Konzernen betraf. Und vor allem, weil diese Konzerne schon Ersatzprodukte entwickelt hatten und bereit waren, sie auf dem ganzen Planeten zu verkaufen.

Da der chemische Prozess sehr langsam ist, kann man nicht wissen, ob sich das "Loch" in der Ozonschicht über dem Südpol wieder schließen wird und ob die damalige Kampagne andere Gründe als die Interessen der Chemiekonzerne hatte.

Ein anderes konkretes Ergebnis war im Jahre 1988 die Bildung der Interregierungsgruppe über die Entwicklung des Klimas, derer Ziel darin besteht, alle wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen für das Klima verfügbaren Daten gegenüberzustellen. Aber wenn diese Gruppe von Wissenschaftlern das Verdienst hat, Berichte über die Entwicklung des Klimas und ihre Folgen in den ökologischen, landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen bezüglich der Entscheidungen zu erstellen, die in den kommenden Jahren getroffen werden, hat sie nur die Macht, Empfehlungen zu geben und Alarm zu schlagen. Ihre grundlegende Empfehlung: Man müsste die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu den 1990 ausgestoßenen Mengen halbieren oder um zwei Drittel vermindern, um zu hoffen, die Temperatur bis zum Ende des 21. Jahrhunderts auf einem annehmbaren Niveau zu stabilisieren.

... um mit dem Kyoto-Protokoll herauszurücken

1997 einigten sich schließlich die Vertreter der 38 Länder über eine Berechnung der Verminderung ihrer Treibhausgasemissionen. Sie sahen eine durchschnittliche Verminderung um 5,2 % bis 2012 im Vergleich zu ihren Emissionen von 1990 vor.

Das war das berühmte Kyoto-Protokoll. Aber man musste bis Dezember 2004 und auf viele andere Gipfel warten, damit ein die 5,2 %-Senkung für die Periode 2005-2012 vorschreibender Gesetzestext ratifiziert wird. Inzwischen gab es lange Schlachten zwischen den verschiedenen Staaten, um die Modalitäten und die Mechanismen der Verminderung der Treibhausgasemissionen zu entwickeln. Hinter diesen mühsamen Machenschaften gab es selbstverständlich die Interessen und die Kräfteverhältnisse unter den großen Firmen jedes Landes. Auf dem Gebiet der Umwelt wie auf dem des internationalen Handels sind die Messen unter der Führung der UNO nur Arenen, in denen sich die imperialistischen Mächte gegenüberstehen.

Schließlich wurde dieses Protokoll weder von den USA noch von Australien ratifiziert, die beide das Drittel der Treibhausgasemissionen darstellen!

Kyoto-Konferenz: eine unter zahlreichen internationalen Messen

Sehr konkret sieht das Kyoto-Protokoll nichts anderes vor, als die Austeilung von jedem Mitgliedsstaat von Kohlendioxidwerten an seine unterschiedlichen Erwerbszweige.

In Europa wurden Ausstoßzertifikate für 2,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid zwischen 11.400 verschiedenen Industriestandorten in 25 Ländern verteilt. Eine reduzierte Zahl von Großunternehmen haben diese Standorte unter Kontrolle, weil sich 95 % der sämtlichen Quote nur auf 30 % der Unternehmen verteilen.

Die Industriellen gehen keine großen Risiken ein, weil 2007 der Betrag der vorhergesehenen Geldstrafe im Falle einer Überschreitung auf 40 Euro pro Tonne festgelegt wurde, und er sollte 2012 nicht 100 Euro überschreiten, wenn Strafgebühren überhaupt wirklich angewandt werden.

Dennoch sieht das Kyoto-Protokoll, dieser kapitalistische Spross der Wirtschaft, die Möglichkeit für die Industriellen vor, sich ihre Kohlendioxidquoten gegenseitig zu verkaufen!

Seit In-Kraft-Treten des Protokolls entstanden mehrere Kohlenstoffbörsen wie es welche für das Erdöl gibt - um die Industriellen, die zu viele Ausstoßrechte haben, mit denjenigen die sie suchen, in Verbindung zu setzen. Diese Börsen bleiben anekdotisch. Der Preis einer Tonne Kohlenstoff ist heute vollständig virtuell und hängt schließlich nur vom Edelmut der Staaten in der Zuweisung der nationalen Quoten ab.

Das unter der Führung der großen Industrieländer geschaffene Kyoto-Protokoll sieht schließlich einen Mechanismus vor, der floskelhaft "Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung" getauft wurde, der den westlichen Industriellen erlaubt, Zertifikate wiederzubekommen, in den unterentwickelten Ländern zu verschmutzen, wenn sie, billige so genannte "saubere" Einrichtungen in diesen Ländern schaffen.

Ein Protokoll, das von den großen Konzernen nichts verlangt

Über den Kyoto-Protokoll, die Verschmutzungsquoten und die Kohlenstoffmärkte wird heute schon viel Tinte in der Presse wie in den offiziellen Reden verspritzt.

Dieses Protokoll wurde von allen Kommentatoren, einschließlich von den allermeisten Umweltschützern, wie ein erster Schritt im weltweiten Kampf gegen die Klimaerwärmung begrüßt. Aber keiner der in Kyoto ausgedachten Mechanismen schreibt den Konzernen auch nur den kleinsten Zwang vor, weder den großen Konzernen des Energiesektors und zur Großindustrie, noch jenen der Schwerchemie, der Eisenindustrie, der Zementfabriken, der Produktion von Papier, von Glas, den Sektoren also, die alle zusammen beinahe die Hälfte der Treibhausgase in der Welt ausstoßen.Damit der Kyoto-Prozess schließlich zu einem Absinken der Kohlenstoffdioxidemissionen führt, wäre es notwendig, dass die von den Regierungen verteilten Quoten im Laufe der Zeit drastisch reduziert werden, dass es Kontrollorganismen mit dem Willen gibt, die Realität der "sauberen" Investitionen und der Emissionen jeder Fabrik zu überprüfen...Aber warum gäbe es mehr Kontrollwillen auf dem Gebiet des Kohlendioxids als auf dem des Giftmülls? Warum gäbe es mehr Durchsichtigkeit auf diesem Gebiet als auf dem der Arbeitssicherheit oder der Kontrolle der Unternehmenskonten?

Wie im Fall des Fischfanges schützt jede Regierung ihre eigenen Kapitalisten und schert sich nicht um ihre eigenen Verpflichtungen. Es ist bezeichnend, dass die französische Regierung kürzlich für die Periode 2008-2012 Emissionen vorgeschlagen hat, die höher waren als die Quoten des Jahres 2005!

Eine allgemeine Unterinvestition

Was die ganze Wirtschaft seit mehr als drei Jahrzehnten kennzeichnet, ist die sehr große Schwäche der produktiven Investitionen und der Alterung des Industrieapparates, besonders in der Chemie- oder Erdölindustrie. Abgesehen von der Herstellung von kürzlich erfundenen und im Handel erhältlichen Produkten, verwenden die Industriellen ihre Einrichtungen bis zum völligen Verschleiß.Diese Überalterung der Industrieanlagen ist übrigens einer der Hauptverschmutzungsfaktoren, so sehr, dass, wenn die Verschmutzung in den allernächsten Jahren verringern sollte, der Grund dafür mehr ein totaler Produktionsrückgang als echte technische Verbesserungen wäre.Das ist besonders deutlich im Erdölsektor. In den USA wurde die letzte Raffinerie vor 29 Jahren gebaut. Manche sind mehr als 70 Jahre alt, wie diejenige von BP, die in Texas 2005 explodierte und die fast nicht mehr gewartet worden war. Die Finanzminister der zwanzig reichsten Länder bezifferten kürzlich diese Unterinvestition auf mehr als 2.500 Milliarden Dollar und stellten fest, das "die gegenwärtige Unzulänglichkeit der Investitionen in den Erdölinfrastrukturen zu einer Einschränkung der Versorgungen in den nächsten Jahren führen könnte".Thierry Desmarest, Generaldirektor von Total, erklärte letzten November: "Man muss also von nun an beginnen, die Anfrage zu entschärfen. Wenn sie um 2 % pro Jahr zunimmt, riskiert man, das berühmte ,peak-oil' bis 2020 zu erreichen. Wenn sie in der Größenordnung von 1 % ist, hat man eine zusätzliche Frist von 10 Jahren. Diese Frist ist wichtig, um den Übergang vorzubereiten und Ersatzenergien im industriellen Maßstab zu entwickeln".

Jenseits der Frage der Erdölreserven - dessen unmittelbar bevorstehende Ende man uns seit mehr als 30 Jahren ankündigt aber dessen wirklicher Zustand ernstlich nur den Geologen der großen Erdölgesellschaften bekannt ist - sagt Desmarest klar, dass er in voraus die für die zukünftigen Investitionen notwendigen Summen den Verbraucher bezahlen lassen will, indem er das Erdölangebot freiwillig reduziert und die Preise ansteigen lässt.Die Erdölkonzerne werden schließlich neue Raffinerien bauen, wenn die alten zu sehr abgenutzt sein werden, um etwas herzustellen - mindestens, solange Erdöl durch andere Energiequellen nicht ersetzt sein wird... In diesem Moment werden ihre neuen Einrichtungen strengere Normen auf dem Gebiet der Verschmutzungen und der Emissionen von Kohlendioxid integrieren. Aber sie werden es erst tun, wenn sie das dafür notwendige Kapital im Voraus eingebracht haben werden. Die Verbraucher und die Gemeinschaft werden so zwei Mal bezahlen: Ein erstes Mal mit ihrem Geldbeutel und ein zweites Mal wegen der - vielleicht dramatischen - Verspätung in der Verminderung der Treibhausgasemissionen.

Jenseits der allgemeinen Unterinvestition im Erdölsektor selbst, würde eine starke Verminderung der Treibhausgase die Entwicklung von Technologien, die kein Kohlendioxid ausstieß, fordern. Erdöl, Kohle und Erdgas, Hauptausstoßer von Kohlendioxid, stellen gegenwärtig mehr als 85 % aller weltweiten Energiequellen dar und dieses Verhältnis verringert nur sehr langsam.

Die Kernenergie, die fast keine Treibhausgase ausstößt - aber die heute das reale Problem der Verarbeitung und der Lagerung des Atommülls darstellt - macht nur 7 % der Weltenergie aus. Die Mehrheit der so genannten erneuerbaren Energien bleibt heute sehr sekundär, sogar anekdotisch.

Die großen Gesellschaften vernachlässigen nicht diese "erneuerbaren Energien" aber sie sind heute gar nicht rentabel, was den kapitalistischen Markt angeht. Deswegen will Thierry Desmarest "eine Frist, um den Übergang vorzubereiten und Ersatzenergien im industriellen Maßstab zu entwickeln".

Aber wer soll die Forschung und die Entwicklung bezahlen? Die Gesellschaft selbstverständlich!

Fünfundzwanzig große Unternehmen teilen sich den Energieweltmarkt, vom Erdöl über das Gas bis hin zur Elektrizität. Diese Konzerne des Energiesektors machen Gewinne, die jedes Jahr Rekorde brechen. Aber sie werden um die Regierungen bitten, an ihrem Platz die Forschung und die Entwicklung der zukünftigen Energien zu finanzieren.

Die zukünftigen Investitionen von der Gesellschaft und den Verbrauchern finanzieren lassen

Alle Berichte, die, sogar aufrichtig, die Gefahr der Klimaerwärmung anzeigen, gehen in diese Richtung und verteidigen schließlich die Interessen dieser Konzerne.

So zum Beispiel jener, der im November von Nicholas Stern, dem ehemaligen Hauptwirtschaftler der Weltbank auf Anfrage Tonys Blairs veröffentlicht wurde. Stern wendet sich an seine soziale Klasse, nicht nur an die politischen Leiter der Staaten sondern auch direkt an die Industriellen.

Er versucht, sie zu überzeugen, in "saubere" Technologien zu investieren, mit ihnen in einer Sprache von Wirtschaftlern sprechend. Er schreibt: "Die Investitionen, die innerhalb der nächsten 10-20 Jahren stattfinden werden, werden eine tiefe Wirkung auf das Klima in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts haben. Unsere Handlungen in den nächsten Jahrzehnten könnten das Risiko einer wirtschaftlichen und sozialen Umwälzung der Tätigkeiten schaffen, die mit denjenigen der Weltkriege vergleichbar ist oder der großen Depression der dreißiger Jahre".

Er fügt ebenfalls hinzu, auf ihren Geldbeutel zielend: "Die Märkte, um eine Energie mit schwachen Kohlenstoffemissionen herzustellen, werden bis 2050 zweifellos nicht weniger als 500 Milliarden Dollar pro Jahr und vielleicht noch mehr darstellen".

Aber wenn er zweifellos nicht ernsthaft hofft, dass er die Industriellen zu investieren überzeugen kann, bevor sie es entschlossen haben, besteht das einzige seriöse Maß, das Stern, der Ratgeber von Blair, befürwortet, darin, dass die Staaten die Investitionen übernehmen, die die Kapitalisten nicht machen wollen, sowie den Großteil der Forschungskosten.

Die Regierungen haben auf diese Berichte nicht gewartet, um das Geld der Steuerzahler auszuschütten. So haben die Zweige Total Energie, Shell Solar oder noch Tiru, gemeinsame Tochterfirma von Suez und Vivendi, satte Subventionen des Europäischen Parlamentes bekommen.

Das ist auch in der Autoindustrie der Fall, wo weniger als 10 große Gruppen sich den Weltmarkt teilen. Nachdem sie die Atmosphäre mit Blei und anderen Zusätzen im Benzin verschmutzt haben, nachdem sie dem ganzen Planeten die "Alles auf den Straßen"-Politik und deren wichtige Luftverschmutzung aufgezwungen haben, profitieren jetzt diese großen Gruppen von Subventionen der Staaten, um die die Elektro- oder Hybridmotoren betreffende Forschung zu finanzieren oder um die Qualität der Treibstoffe zu verbessern und sie weniger umweltschädlich zu machen.

Die Preiserhöhung von der öffentlichen Meinung akzeptieren lassen

Eine andere wichtige Idee der gegenwärtigen Kampagnen besteht darin, dass man eine Erhöhung des Energiepreises braucht, um ihre Wirkungen auf das Klima zu berücksichtigen.

Stern schreibt in seinem Bericht: "Diejenigen, die Treibhausgase produzieren, verursachen Klimawandel, und aus diesem Grund erlegen sie Kosten der Welt und den zukünftigen Generationen auf, aber sie sind sich der Folgen ihrer Handlungen nicht bewusst".

Wir können nicht besser sagen!

Dass die großen Industrieunternehmen, die die Hauptumweltverschmutzer sind, besteuert werden, wäre wirklich das Mindeste. Aber Stern zieht daraus die Schlussfolgerung, dass man auf drastische Weise den Preis des Kohlendioxids erhöhen muss, um "die Privatpersonen wie die Unternehmer" anzuregen, Ausrüstungen mit schwachen Treibhausgasemissionen zu wählen. Er schlägt ebenfalls vor, von allen gezahlten Steuern auf Kohlendioxidemissionen jeglicher Art einzuführen.Aber wie kommen die Verbraucher dazu, verantwortlich für die Auswahl der Erdölkonzerne zu sein? Welche Kontrolle haben sie über diese Entscheidungen? Man bestraft die Opfer aber nicht diejenigen, die beschließen!

Infolge der Liberalisierung des Elektrizitätsmarktes für die Industriellen sind die Preise aus unterschiedlichen Gründen explodiert: wegen der Preiserhöhung des Erdöls, der Einschränkung der Produktion, der Spekulation aber auch dem Vorwand der Einführung von Kohlenstoffdioxidquoten durch die Europäische Union. Um dieser Erhöhung standzuhalten, schließen sich die Industrien, die am meisten Energie konsumieren, zusammen.Aber der einfache Verbraucher hat nicht diese Möglichkeit und er wird diese Steuern vollständig, nicht nur auf dem Preis der Elektrizität, sondern auf allen Fertigprodukten bezahlen. Und der Verbraucher wird noch - und nicht die steinreichen Fabrikanten von Computern oder von elektrischen Haushaltgeräten - die Ökosteuer bezahlen, die die Villepin-Regierung gerade eingeführt hat, um die Wiederverwertung dieser Geräte zu finanzieren.

Nach den großen Kampagnen, um die Erhöhung des Erdölpreises in den 70er Jahren zu rechtfertigen, dienen die gegenwärtigen Kampagnen bei weitem dazu, die Benutzer akzeptieren zu machen, dass sie ihren Zugang zu allen Energien immer teurer bezahlen werden müssen.

Steigerungen, die die Ärmsten betreffen

Die dauerhafte Steigerung des Energiepreises ist ein echtes Drama für die Ärmsten. Das ist ein Drama für die einfachen Familien der reichen Länder, die einen immer größeren Teil von ihrem Budget der Heizung oder dem Transport widmen müssen.

Das ist ein noch größeres Drama in den unterentwickelten Ländern. Bei jeder Erhöhung des Erdölpreises gibt es eine Preisexplosion der Transportmittel in Afrika, die für einen neuen Teil der Bevölkerung unerreichbar werden.

Nach den Berechnungen der Internationalen Energieagentur waren die Mehrkosten der Erdölrechnung für die armen Länder während der letzten Erdölpreisexplosion zehn Mal so groß als der Schuldenerlass dieser selben Länder, die während dem G8-Gipfel von Gleneagles 2005 beschlossen wurde.

Die Preiserhöhungen werden vielleicht den totalen Energieverbrauch verringern aber sie werden vor allem die Lebensbedingungen der Ärmsten in der Weltbevölkerung verschlimmern.

Was das Großbürgertum, die Aktieninhaber der Konzerne aber auch einen ganzen Teil des mittleren Bürgertums betrifft, so wird es weder seine Lebensart, noch seinen Energieverbrauch ändern.

Diejenigen, die die Mittel haben, sich heute einen Privatjet für ihre Reisen zu leisten, werden nicht auf dem Trockenen sitzen, wenn sie morgen das Kerosin zwei oder zehn Mal so teuer bezahlen müssen.

Die Heuchelei gewisser Umweltschützer kennt in dieser Hinsicht keine Grenze. Manche haben Vereine geschaffen, die ihnen erlauben, ihre eigene Verschmutzung an Kohlendioxid zu zurückkaufen. Sie haben in einer ganz schön lächerlichen Weise die Menge der Kohlenemission bestimmt, die jeder Bewohner des Planeten das Recht hätte, jedes Jahr auszustoßen, um ökologisch verantwortlich zu sein. Diejenigen, die ihre individuelle Quote überschreiten, können eine Spende machen, um ein Ökounternehmen zu finanzieren.

Das ist die Öko-Version vom Ablasshandel der katholischen Kirche! Das kostet sicher ein bisschen mehr als drei Vaterunser und zwei Ave Maria aber sie können ihre Lebensart mit dem ruhigen Gewissen aufrechterhalten. So erklärte der Fotograf Yann Arthus-Bertrand , dass er auf alle seine Flüge, auf denen er die Erde vom Himmel fotografierte, verzichtet hätte, wenn er seine Kohlendioxidemissionen nicht hätte zurückkaufen können!

Und es handelt sich nicht nur um ein Delirium einiger "bobos" (alternativ angehauchte jüngere Wohlstandsbürger). Das britische Parlament hat einen Gesetzesvorschlag eines Labour-Abgeordneten sehr ernstlich studiert, mit dem Ziel jedem eine jährliche Quote von Verschmutzungszertifikaten zu gewähren, die dann unter Privatpersonen verkäuflich wären. Dieses Gesetz ist nicht durchgekommen aber es ist trotzdem vom Umweltminister der Blair-Regierung gutgeheißen.

Diese Ideologie, die die Erhöhung des Energiepreises empfiehlt, um den Verbrauch zu reduzieren, ist eine Ideologie von Reichen. Sie wird automatisch eine Verschlimmerung der sozialen Ungleichheiten und des Zugangs zur Energie für die Ärmsten bedeuten, während die Reichen ihre Lebensart aufrechterhalten werden.

Aus den Abfällen Gold machen

Was die durch diese Preiserhöhungen abgeworfenen finanziellen Massen betrifft, so gehen sie an die Aktieninhaber von Total, Suez, E.ON und anderen Konzernen, die den Sektor der Energie beherrschen. Noch diese selben Konzerne, und einige andere, werden die verschiedenen Ökosteuern ausnützen, die von den Verbrauchern bezahlt werden. So haben einige Kapitalisten einen Goldesel gefunden, um den Müll in Gold zu verwandeln!

Während sie sich bereicherten, während sie die Kommunen und die Benutzer mit der trinkbaren Wasserbewirtschaftung erpressten, haben die Générale des Eaux und die Lyonnaise des Eaux ihre Geschäfte auf die Verwaltung der Haushaltsabfälle erweitert. Unter dem Namen von Véolia Environnement, von Suez Environnement oder unter demjenigen ihrer zahlreichen Tochterfirmen (Onyx, SITA und anderen) verwalten sie Verbrennungsanlagen und Müllsammelstellen in Frankreich aber auch in Großstädten der ganzen Welt.

Diese neuen Müllspezialisten verwerten alles, sogar die Ökologie, wieder!

Im Namen der Verteidigung der Umwelt und die um das Recycling der Abfälle zu reglementieren eingerichteten Gesetze ausnützend, haben sie wiederum die Unterstützung der Behörden gefunden.

Ein unter der Führung des Umweltschützers Brice Lalonde 1992 angenommenes Gesetz zielte darauf, die Haushaltsmülldeponien im Freien zu verbieten. Dieses Gesetz war wohl nicht sehr zwingend, der riesengroße Schuttabladeplatz von Marseille-Entressen empfängt nämlich heute, 15 Jahre später, noch mehr als 1.200 Tonnen Abfall täglich. Um das Aussortieren und den Bau von Verbrennungsanlagen zu finanzieren, schuf dieses Gesetz eine Steuer auf den Hausmüll. Diese von der Bevölkerung bezahlte Steuer wurde kontinuierlich erhöht. Sie ist die vierte lokale Steuer geworden. In den allermeisten Gemeinden dieses Landes bekommt eine Tochterfirma von Suez oder von Veolia diese Steuer direkt.Dient sie mindestens dazu, die Haushaltsabfälle, die wir alle produzieren, überhaupt wiederzuverwerten? Nicht einmal das! In Gilly-sur-Isère, in Savoyen, war die gemeinsame Aktion der Anwohner notwendig, um im Oktober 2001 die Schließung einer von einer Tochterfirma Suez betriebenen Verbrennungsanlage zu erhalten. Sie stieß Dioxin in einem Radius von 10 Kilometern aus.Die Wiederverwertung der Industrieabfälle, wenn sie nicht einfach liegen gelassen werden, ist auch ein rentabler Sektor geworden. Die Affäre der Abfälle von Abidschan hat die Gruppe Séché Environnement bekannt gemacht, die gewählt wurde, um die ausgestoßene Schadstoffe zu entsorgen und wieder zu verwerten.Die Umweltministerin, Nelly Olin, hat dem Chef dieser Gesellschaft für die "erste humanitäre Umweltschutzoperation" gratuliert. Es ist anzunehmen, dass das Humanitäre viel einbringt, die Gewinne der Séché-Gruppe haben nämlich im ersten Semester 2006 um 40 % zugenommen.

Séché hat sich mit der direkten Staatshilfe entwickelt, indem sie 2001 die Alcor-Gruppe, eine Tochterfirma der Depositen -und Konsignationskasse, einer öffentlichen Institution, kaufte, und dann die Gesellschaft Tredi, deren Einrichtungen vom Staat weitgehend subventioniert wurden. Diese selben Einrichtungen sind übrigens regelmäßig verantwortlich für die Verseuchung der Fische in den Gewässern der Rhone.

"Jeder kann den Finger rühren" oder wie der Kapitalismus von seinen Verantwortlichkeiten los gesprochen wird

Ein anderes Thema der Kampagnen mit den Bedrohungen der Klimaerwärmung oder der Knappheit der Bodenschätze, besteht in der Wiederholung, dass die Zukunft des Planeten in den Händen eines jeden von uns liegt. "Eine kleine Geste zählt, wenn 60 Millionen es tun!" sagt die Werbung.

Wenn es wahr ist, dass die ganze Menschheit direkt durch die ökologische Zukunft des Planeten betroffen ist und dass die Bevölkerung informiert werden und in der Lage sein sollte, die Entscheidungen zu treffen, die ihre Zukunft binden, kommen diese Werbekampagnen, die die Privatpersonen und die Industriellen oder die Aktieninhaber in gleicher Weise verurteilen, darauf zurück, die Kapitalisten von ihren Verantwortlichkeiten zu befreien.

Die Verbraucher haben heute keine Handhabe gegen die Wahl und die Orientierungen der industriellen Produktion, die völlig in Händen von Privateigentümern sind. Sie sind völlig abhängig von denen, die sie mit Energie beliefern, von den Preisen, die ihnen verhängt werden, und von den Technologien, die sie auf dem Markt finden.

Die Bevölkerung hat auch keine Wahl, was die Reisen und den Transport betrifft. Und dennoch ist das der Sektor, bezüglich dessen die Privatpersonen am meisten des Individualismus angeklagt werden, wenn sie sich weigern, ihren Personenkraftwagen aufzugeben.In der Europäischen Union stellt die Straßenbeförderung 85 % des Reiseverkehrs dar. Aber die allermeisten "Reisenden" sind in Wirklichkeit Arbeitenden, die keine andere Wahl haben, ihren Wagen zu benutzen, um täglich zu ihrer Arbeit zu gehen, weil das ÖPNV-Netz in einigen Ortschaften oder zu einigen Stunden ungenügend, sogar wesenlos, und obendrein von schlechter Qualität in vielen Orten, ist. Wie viele Benutzer einen Bus, dann einen Zug, dann eine U-Bahn oder noch einen anderen Bus nehmen müssen, um sich zu ihrer Arbeit zu begeben und daher zurückzukehren, einschließlich nach einem ermüdenden Arbeitstag?

In Frankreich ist durch Linienschließungen das Netz der Französischen Staatsbahnen für Reisende heute zu ihrer Länge der Jahre 1890 zurückgekehrt!Die Privatpersonen zu bitten, ihr Auto bei starker Verschmutzung nicht zu verwenden, ohne den öffentlichen Nahverkehr kostenlos zu machen, und sei es nur an diesen Tagen, ohne praktische, häufige und bequeme Netze aufzubauen und aufrechtzuerhalten, ist ein Betrug... So wie es ein Betrug ist, sie zu bitten, ihre Einkäufe zu Fuß in der Nähe ihres Wohnsitzes zu tun, wenn die Vertriebsriesen die Geschäfte mit dem besten Angebot und den zugänglichen Preisen am Stadtrand der meisten Städte konzentriert haben.

Erinnern wir schließlich, dass die ersten, die den Straßentransport massenhaft benutzen, die Unternehmen sind, die sich ihre Ausstattung an ihren Türen durch Lastwagenstaffeln liefern lassen.

Die Privatpersonen haben natürlich keine Verantwortung für diese gesamte Organisation der Beförderungen und den menschlichen, energetischen und ökologischen Mörtel, den sie mit sich fortriss.

Alle diejenigen, die wiederholen, dass jeder Verbraucher die Zukunft des Planeten zwischen seinen Händen hält, dass jeder den Finger für die Zukunft des Planeten rühren kann, lügen. Sie waschen nur diejenigen rein, die sich mit dieser wirtschaftlichen Organisation bereichern und die die einzigen sind, die sie leiten.

Umweltschutz und Kommunismus

Ja, der ökologische Zustand des Planeten ist alarmierend. Ja, die Energiequellen, die Reserven an Trinkwasser sind gedroht. Ja, es gibt ernste Bedrohungen der Artenvielfalt. Ja, die unkontrollierten Ausstöße von Treibhausgasen könnten eine große Klimakatastrophe verursachen. Die Arbeiterbewegung ist von diesen Fragen betroffen, weil die Beschäftigten, in den industrialisierten wie in unterentwickelten Ländern an erster Stelle für diese Situation mit ihrer Gesundheit bezahlen. Die arme Bevölkerung leidet auch überall in der Welt unter den schlimmsten Verschmutzungen.

Und dieselben lässt das Bürgertum ein zweites Mal diese Verschmutzung bezahlen, wenn sie die Anhebung der Steuern und des Energiepreises durchsetzt.

Aber um die Verschmutzung des Planeten und die übermäßigen Entnahmen aus der Umwelt zu beschränken, müsste man eine Bilanz der bestehenden Energiequellen aufstellen. Man müsste die Produktion an die wirkliche Genugtuung der Bedürfnisse anpassen, ohne blindlings und im Übermaß für den zahlungsfähigen Markt herzustellen, sondern alles herstellen, was für alle unentbehrlich ist. Das setzt voraus, ständig die wirklichen Bedürfnisse der Bevölkerung zu ermitteln. Das setzt voraus, die Produktion der industriellen Güter und der Lebensmitteln zu rationalisieren, indem man alle auf der Ebene der Konzerne schon bestehenden Planungsmittel zusammenschließt. Der ganze Gegenteil davon, was in der gegenwärtigen Produktionsweise geschieht.

Umweltschützer, die den Kapitalismus nicht bekämpfen...

Und das unterscheidet uns grundlegend von allen Umweltschutzbewegungen.

Wir sind mit dem von gewissen Umweltschützer-Vereinen geführten Kämpfen solidarisch, wenn sie um die Schließung einer giftmörderischen Müllsammelstelle, um die normgerechte Ausführung sogar die Schließung einer gefährlichen Fabrik, um das Stoppen des Exportes von Giftmüll nach den Ländern der Dritten Welt kämpfen. Wir greifen viele Anzeigen der Umweltschützer auf, die sich über die Folgen für die Gesundheit oder die Umwelt von dieser oder jener Entscheidung Gedanken machen oder wenn sie Alarm bezüglich der Folgen der Klimaerwärmung schlagen.

Aber auf der politischen Ebene haben wir nichts Gemeinsames mit der Strömung der Umweltschützer.

Offen gesagt kann man nicht von der Umweltschutz-Strömung sprechen. Die Umweltschutz-Strömung ist ein eklektisches vages Umfeld, das kein homogenes Programm und manchmal überhaupt kein Programm hat.

Es gibt jedoch eine Gemeinsamkeit zwischen allen Umweltschützern: Alle Lösungen, die sie befürworten, schwanken zwischen der Ohnmacht und der unvermeidlichen Verstärkung der sozialen Ungleichheiten.

Ihre Lösungen sind machtlos, wenn, um ein Ende der den ganzen Planeten verwüstenden Verschmutzung zu setzen, sie sich nach den Regierungen wenden und von ihnen Gesetze und Verordnungen verlangen. Alle im Laufe der Zeit angenommenen Gesetze, meistens nach Jahren von Mobilisierungen und von wiederholten Katastrophen, haben nur eine beschränkte Wirkung, wenn sie angewandt werde.

Seit 1992 gibt es zum Beispiel ein internationales Abkommen, das "Basler Abkommen", welches den Export von gefährlichen Abfällen nach den Ländern der Dritten Welt eigentlich verbietet. Man hat gesehen, dass dieses Abkommen den Abfallhandel nicht mehr gestoppt hat, als die verschiedenen Genfer Abkommen die Kriege sauber gemacht haben!

Das zeigt die Tragweite dieser Gesetze und die Heuchelei der Regierungen, die sie verkünden. Aber diejenigen, die denken so den Planeten schützen zu können, sind sehr naiv.

Sich damit begnügen, eine "Sensibilisierungs- und Erziehungspolitik zur Ökologie und zur nachhaltigen Entwicklung" zu fordern, wie Nicolas Hulot es in seinem sehr medienwirksamen "Umwelt-Pakt" gemacht hat, und glauben, dass das erlaubt, die Verschwendungen von Wasser oder von Energie zu beseitigen und empfindlich die Verschmutzung zu reduzieren, könnte nur naiv sein.

Es ist aber keine Naivität mehr, wenn er schreibt: "Wenn jede Person, ein gemeinsames Gut ausnutzt, ohne den Preis zu bezahlen, wird er oft die Tendenz haben, es so weit wie möglich zu tun (...). Das ist es, was sich in den Gemeindefeldern in England ereignete, und das ist, was heute in den Fischbeständen der Ozeane passiert, die, niemandem gehörend, von allen ausgebeutet werden".

Nicolas Hulot, dennoch sehr umschwärmt, weiß vielleicht nicht, dass die systematische Ausweisung der kleinen englischen Bauern der Gemeindefelder im England der 16. und 17. Jahrhunderte, um sie einzuzäunen und dort Schafe fressen zu lassen, eines der ersten sozialen vom entstehenden Bürgertum verursachten Hauptdramen gewesen ist. Aber er wird sehr wohl wissen, dass die gegenwärtigen senegalesischen oder bretonischen Kleinfischer nicht dieselbe Verantwortung wie die großen europäischen oder japanischen Reeder für die die Ozeane verwüstenden Überfischung haben!

Über die Gründe der durch ein auf Gewinn basierendes Wirtschaftssystem verursachten Schäden zu schweigen, über die Verantwortung einiger Unternehmensgruppen zu schweigen, das ist bestenfalls gleichbedeutend damit, sich zu verdammen, passive Zuschauer von Verbrechen gegen die Zukunft der Menschheit zu bleiben.

Aber wenn sich Umweltschützer das Programm aneignen, das darin besteht, die Preise stark zu erhöhen und Ökosteuern bezahlen zu lassen, werden sie Komplizen der Unternehmensgruppen, die diese Steuern und diese Preiserhöhungen ausnützen.

Dieses Programm wird dennoch von zahlreichen Umweltschützern aufgegriffen, von René Dumont schon im Jahre 1974 bis zu Nicolas Hulot in den letzten Monaten. Das ist sogar einer der Hauptgedanken seines "ökologischen Paktes", welcher vorschlägt, den Treibstoff teurer bezahlen zu lassen und eine der Verschmutzung der Fahrzeuge proportionale Autovignette einzuführen, der den Geländewagen so wie die alten Fahrzeuge betreffen wird. Er schlägt ebenfalls vor, die Steuern auf Wasser und auf Hausmüll zu erhöhen.

Die Wachstumsrücknahme, eine reaktionäre Utopie

Einige Ideen sind noch reaktionärer. Das ist der Fall der Wachstumsrücknahme, die schon vor mehr als 40 Jahren von den im "Club von Rom" vereinten Intellektuellen verlangt wurde. Diese Idee existiert in mehr oder weniger Nuancen, manche fordern das Nullwachstum, andere eine "haltbare" Rücknahme, während einige tatsächlich eine Rückkehr zur vorindustriellen Ära verlangen.

Dass es notwendig ist, den Verbrauch der nicht erneuerbaren Energie und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, ist eine Sache. Aber die Anhänger der Wachstumsrücknahme bekämpfen die Schaffung zusätzlichen Reichtums und manchmal sogar die Produktion von verarbeiteten Gütern selbst. Serge Latouche, der im "Monde Diplomatique" regelmäßig veröffentlicht wird, zögert nicht "eine echte gemeinsame Entziehungsheilung" zu verlangen, weil "das Wachstum gleichzeitig ein perverser Virus und eine Droge gewesen ist".

Indem sie die gegenwärtigen Entnahmen aus der Umwelt, was das Wasser, die Nahrung, die Energie, usw. betrifft, mechanisch vervielfältigen, haben die Anhänger der Wachstumsrücknahme berechnet, dass, wenn alle Bewohner des Planeten dasselbe Lebensniveau hätten wie diejenigen der Westländer, man ungefähr fünf Planeten bräuchte, um die Situation zu bewältigen!

Jean-Marc Jancovici, beratender Ingenieur und Mitredakteur des "Umwelt-Paktes", hat zum Beispiel den jährlichen Wert der Treibhausgase zu 500 kg geschätzt, über den jeder Bewohner des Planeten verfügt. Um ihn zu beachten, sollte jeder jedes Jahr wählen zwischen, einige Dutzend Kilo Fertigprodukte kaufen, drei oder vier Monate - aber nicht mehr - heizen, einen Hin- und Rückflug Paris-New York machen.

Um die Sparheilung zu rechtfertigen, die er der ganzen Menschheit vorschreiben will, schreibt er geradeheraus: "Wann hört man auf, arm zu sein? Wenn man sich satt isst? Wenn man Zugang zur Elektrizität hat? Wenn man ein Auto besitzt? Wenn man seine Kinder an die Universität schicken kann? Oder ganz einfach wenn man über sein Los glücklich ist?". Er fügt hinzu: "Der kleinste westliche Arbeiter lebt heute in viel besseren Bedingungen als ein Herzog des Mittelalters. Hat er Hunger? Er muss nur den Kühlschrank öffnen." Und er wagt weiter zu behaupten, dass ein "Bewohner der armen Länder, sogar der ,am wenigsten entwickelten' sich nicht vor einem Franzosen des Mittelalters zu verstecken braucht, der 2 - 3 Mal weniger lange lebte, der hungrig war, der fror, der sehr oft krank war".

Der Autor dieser Zeilen lebt in einem Pariser Vorort. Er benützt mindestens den durchschnittlichen Komfort, den die industrialisierte Gesellschaft einem Kleinbürger der reichen Länder verschafft. Er nimmt den TGV (den französischen ICE), benutzt einen Computer. Er kann sich zweifellos nicht einmal vorstellen, wie das Leben eines zeitgenössischen Afrikaners ist, dessen Lebenserwartung 38 Jahre erreicht und der manchmal zum Trinken über Wasser verfügt, das Jancovici nicht mal benützen würde, sein Fahrrad zu waschen.

Das zeigt die Belanglosigkeit der Berechnungen dieser Leute und ihre reaktionäre Missachtung für die Menschheit!

Die Apostel der Wirtschaftsrücknahme wagen nicht immer, offen für eine Rückkehr zur vorindustriellen Ära zu kämpfen... Aber die Logik von ihrer Argumentation würde unvermeidlich zu einem Rückzug nach handwerklichen Produktionsstrukturen, zu einem Leben in der Autarkie und zu einem Rückgang der Menschengesellschaften führen. Yves Cochet, grüner Abgeordnete von Paris, stellt sich zum Beispiel für die Zukunft eine "an menschlichen Arbeit intensivere Landwirtschaft vor, "mit Erträgen pro Hektar, die sinken werden, und mit dem Einzug zahlreicher Familien auf kleinen Höfen, die vom Produktivismus verlassen werden" . Er will sogar zur "Tierkraft" anregen!

Jenseits dieses reaktionären Wahnsinns will dieser Verteidiger der Rücknahme zuerst die ärmsten des Planeten ausschließen.

Übervölkerung und Malthusianismus

Die Theorie der Wirtschaftsrücknahme ist eine Variante des alten Malthusianismus: Es gäbe zu viele Leute auf der Erde zu ernähren, es gäbe nicht genug Mittel, um den Zugang der ganzen Menschheit auf dem Lebensniveau der entwickelten Länder zu erlauben.

Für diese Leute würden China oder Indien, wenn sie das Unglück hätten, sich zu entwickeln, zu viel Kohlenstoffdioxid ausstoßen. In dieser modernen Version der gelben Gefahr bedrohen diese Länder die klimatische Zukunft des Planeten. Dennoch kommen zwei Drittel der Treibhausgasemissionen aus Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die etwa drei Viertel der Weltenergie verbrauchen, während sie nur 15 % der ganzen Bevölkerung ausmachen. Außerdem wird ein Teil der Industrieanlagen der armen Länder in Wirklichkeit direkt von westlichen Unternehmensgruppen ausgenützt.

Und die starke Geburtenzahl ist eine Folge der Armut, des schwachen Erziehungsniveaus, und nicht das Gegenteil. Wenn das Lebensniveau erhöht, neigt die Bevölkerung sich zu festigen, das ist eine allgemeine Feststellung, die überall in der Welt beobachtet wird. Außerdem werden die auf dem zukünftigen Niveau der Weltbevölkerung katastrophenartigen Prognosen regelmäßig nach unten korrigiert.Diese Aufregung der Furcht vor der Übervölkerung ist nicht neu. Sie "tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist", wie der deutsche Sozialist August Bebel vor mehr als einem Jahrhundert schon bemerkt hatte.

Wenn die Verschmutzung ein kapitalistisches Nebenprodukt der Anarchie der Produktion ist, ist sie auch durch die Unterentwicklung verschlimmert. Man hat gesehen, wie der Mangel am Zugang zur Elektrizität oder zum "sauberen" Gas ein Fünftel der Menschheit verpflichtet, sich mit allen Mitteln Brennstoff zu verschaffen.

In den armen wie in den entwickelten Ländern ist die Überalterung der Industrieanlagen ein umweltschädlicher Faktor. Die energetische Intensität, das heißt die Energiemenge, die notwendig ist, um 1 % des BIPs herzustellen, sinkt mit der Zunahme der technischen Verbesserungen. Die Zeitschrift "Alternatives Économiques" (Wirtschaftliche Alternativen) berichtet, dass die energetische Intensität von China zwischen 1971 und 2006 durch vier geteilt worden ist, während diejenige von Afrika, die ins Elend sank, in derselben Periode um 25 % zugenommen hat.

China hört nicht auf, den Anteil der Kohle in seiner energetischen Produktion zu reduzieren. Immer wenn eine neue Industrieanlage in China gebaut wird, verfügt sie über die durchschnittliche energetische Wirksamkeit, die auf dem Planeten besteht.

Wenn man die übermäßigen Entnahmen aus den Bodenschätzen und die umweltschädlichen Ausstöße in der Atmosphäre beschränken will, indem man der ganzen Menschheit erlaubt, zu einem würdigen Lebensniveau zu gelangen, müsste man also möglichst schnell alle verfallenen und umweltschädlichen Produktionsmittel durch jüngere und energetisch gesehen wirksamere ersetzen und vor allem nicht zur Produktivität der Vergangenheit zurückkehren, wie die Anhänger der Rücknahme es predigen.

Den ganzen Planeten ernähren

Aber, sagen die Anhänger der Rücknahme, wie könnte man mehr als 6 Milliarden - sogar 8 oder 9 in den nächsten Jahrzehnten - Menschen ernähren, wenn die Ozeane von ihren Fischen geleert werden, wenn die Reisfelder und die Wiederkäuer des Planeten viel Methan ausstießen, wenn die Wälder völlig zerstört werden, um landwirtschaftliche Räume zu schaffen, wenn das Grundwasser wegen der intensiven Bewässerung geleert und wegen Nitrate und Schädlingsbekämpfungsmittels verschmutzt ist, die in Übermaß ausgeschüttet werden?

Trotz einer starken Bevölkerungsdichte ist Europa gegenwärtig ernährt, ohne auf massive Einfuhren angewiesen zu sein. Es gibt Agrarüberschüsse und die Einfuhren sind durch die Exporte weit ausgeglichen. Das wurde durch die Verstärkung und die Modernisierung der Landwirtschaft möglich gemacht.

Das Problem der intensiven Landwirtschaft, so wie sie seit mehreren Jahrzehnten in Europa und seit einem Jahrhundert in den USA ausgeübt wird, besteht darin, dass ihr Hauptziel keinesfalls die Ernährung von allen ist. Ihr Ziel ist zuerst, Gewinne für einige Lebensmittelkonzerne und die großen Getreideproduzenten zu bringen, die den ganzen Landwirtschaftssektor beherrschen.

Um deren Gewinne aufrechtzuerhalten, hat die Europäische Union jahrelang Kühlhallen und riesige Silos finanziert und aufrechterhalten, in denen Tonnen Milch oder Getreide aufbewahrt wurden - die im Übermaß hergestellt wurden, während ganze Bevölkerungen in der Welt unternähert waren und sogar hungerten. Diese landwirtschaftliche Überproduktion hat wichtige ökologische Folgen auf das Grundwasser und die Erschöpfung der Böden gehabt, die in der Auswahl der europäischen oder amerikanischen Regierungen niemals berücksichtigt wurden.In vielen Ländern des Planeten schreiben dieselben Lebensmittelkonzerne die Lieferung von Saatgut vor und sie steuern die Auswahl des Typs von Kulturen. Diejenigen, die für den Export bestimmt sind, ersetzen oft diejenigen, die für den örtlichen Verbrauch notwendig wären.Aber die Lösung ist keine Rückkehr zu einer traditionellen vorkapitalistischen Landwirtschaft, die nicht fähig wäre, 6 oder 9 Milliarden Menschen zu ernähren. Heute lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Diese Landflucht ist eine unumkehrbare Bewegung, und trotz des schmerzhaften, sogar dramatischen Charakters, die sie unter dem Kapitalismus nimmt, ist sie ein Fortschritt.Man muss also den landwirtschaftlichen Ertrag und die Ökologie aussöhnen, was völlig möglich ist. Es gibt wassersparsame tropfenweise Bewässerungssysteme. Es gibt Saatgüter, die weniger Düngemittel erfordern und die genauso ergiebig sind. Man könnte neue auswählen, unter der Bedingung, diese agronomische Technologie - seien es gentechnisch veränderte Organismen oder nicht - den Hände der Agrochemietruste zu entreißen, die die Suche, den Vertrieb von Samen monopolisieren und der man mit gutem Grund nicht vertrauen kann.Die Aquakultur, die sich heute sehr stark entwickelt, ist eine dem industriellen Fischfang mögliche Alternative, unter der Bedingung, dass sie auf verantwortliche Weise ausgeübt wird und nicht ein Viertel der Weltfischfänge verschlingt, um Zuchtfische zu ernähren wie das heute der Fall ist.

Es ist notwendig, die Bedürfnisse in verschiedenartig gestalteten Nahrungen und Qualität aller Menschen, ohne eine Rationierung, aber ohne auch Übermaß zu schätzen, der für die Gesundheit der Menschen nachteilig ist wie für diejenige der Natur. Es ist auch notwendig, sich von den künstlichen durch den kapitalistischen Markt geschaffenen Bedürfnissen zu befreien. Es ist schließlich notwendig, die Nahrungsproduktionsmittel dem ganzen Planeten aufzuzählen, sie gemeinsam zu legen, um sie anzupassen und sie zu regulieren. Man müsste diese Produktion zum kleinsten sozialen, energetischen und ökologischen Preis organisieren.

Es wäre dann vollkommen möglich, die ganze Weltbevölkerung zu ernähren, ohne es notwendig zu haben, alle Regenwälder zu zerstören, indem man die Entnahmen im Grundwasser beschränkt und die Absonderungen von Schädlingsbekämpfungsmitteln reduziert.

Was verteidigen die Revolutionäre?

Was für die Ernährung der Menschheit gilt, gilt für die Herstellung der für alle notwendigen Güter. Die kapitalistische Wirtschaftsorganisation ist konzipiert, um nur die zahlungsfähige Nachfrage zu befriedigen. Sie macht es, indem sie sozial nutzlose Handelswaren massenhaft herstellt - das ganze militärische Waffenlager zum Beispiel aber auch die zahlreichen Spielzeuge für Erwachsene des Typs Luxusgeländewagen - oder auch indem sie künstliche Bedürfnisse für die meisten mittels der Dauerberieselung durch die Werbung schafft.

Aber diese wirtschaftliche Organisation, die zuerst zum Ziel hat, Gewinne mit allen Mitteln zu realisieren, ist auch fähig, die Produktion lebensnotwendiger Güter für die ganze Menschheit freiwillig zu beschränken, um die Preise künstlich steigern zu lassen, und so den ganzen Planeten zu erpressen.

Beide Haltungen verursachen soziale und ökologische Katastrophen.

Der kapitalistischen Wirtschaft ein Ende zu setzen, ist eine Vorbedingung. Aber wir sind keine Utopisten und wir denken nicht, dass alle mit der Umwelt und mit der Ökologie verbundenen Probleme - nicht mehr, als die anderen - mit einer Veränderung der sozialen Beziehungen automatisch reguliert sein werden. Wir werden zweifellos alle Probleme erben, die wir gerade beschrieben haben und es wird Neue geben, vielleicht noch komplexer.

Aber die Menschheit wird sie endlich anpacken können, sie bewusst regeln, indem sie alle Parameter auf rationale Weise berücksichtigt, einschließlich jene, die die Natur betreffen.

Viele von der Ökologie wie von der Wirtschaft gestellte Probleme sind Probleme der Auswahl, der aufgeklärten Auswahl, der durch die meisten und gemäß den Gemeinschaftsinteressen gemachten Auswahl.

Muss man unseren Fischverbrauch reduzieren, und von welchen Arten, damit die Bestände wieder zustande kommen? Welche Produktionen sollen auf dem lokalen und regionalen Niveau stattfinden? Und welche unbedingt auf der Ebene eines Kontinentes sogar des Planeten? Wie soll man die Städte und die Territorien organisieren, um die Verschmutzung und das nutzlose Umstellen herabzusetzen? Kann man bewusst - das bedeutet Vorbereitungen treffend - einer Erhebung des Meeresspiegels trotzen, und in welchen Grenzen?

Man könnte einige dieser Fragen diskutieren, und Versuche auf einem ganz kleinen Maßstab tun, um die Risiken und die Folgen zu überprüfen. Die Menschheit verfügt über wissenschaftliche und technische Mittel, die ihr helfen, diese Fragen zu lösen.

Wie sie heute schon über alle Planungs- und Zählungswerkzeuge verfügt, die ihr erlauben werden, die ganze Produktion mit dem ausschließlichen Ziel zu organisieren, die Gesamtheit der wirklichen Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen, die Verschwendung und die Verschmutzung zu reduzieren, und das Nötige sogar den Überfluss zu versichern.

In einer kommunistischen Gesellschaft werden die Leute sich selbst erziehen. Sie werden lehren, keine Ressource und keine Energie vergeuden. Aber diese Erziehung zu einem umweltfreundlich verantwortlichen Verhalten hat damit nicht viel zu tun, was die Umweltschützer vorschlagen. Sie wird erst aufblühen können, wenn die ganze Wirtschaft unter der Kontrolle der Bevölkerung sein wird, welche überprüfen können wird, dass das Wirtschaftssystem selbst keine Verschwendungen und keine Verschmutzungen auf einem anderen Maßstab erzeugt, als was sich aus individuellen Handlungen ergibt.

Eine kommunistische Gesellschaft wird versuchen, die gesamten Bedürfnisse von allen zu befriedigen, nicht mehr und nicht weniger. Diese Bedürfnisse werden nicht kontingentiert sein, sie werden sich ununterbrochen erneuern und verbessern. Gerade aus diesem Grunde ist die Theorie der Wirtschaftsrücknahme reaktionär. Aber der Kommunismus verteidigt keinen Produktivismus. Die Produktion zu rationalisieren, bedeutet gar nicht sie unendlich zu erhöhen. Es handelt sich auch nicht darum, alles zu zentralisieren, noch mehr herzustellen.

Die Gesellschaft wird die Sorge haben, die menschliche Arbeit zu sparen, um jedem Mensch andere Tätigkeiten als die Produktivarbeit zu erlauben, um den Zugang zur Kultur und auch "das Recht auf Faulheit" zu ermöglichen, um den Ausdruck von Lafargue zu verwenden. Sie wird auch die Sorge haben, das ökologische Gleichgewicht des Planeten zu beachten, weder ihren Boden noch ihre Bodenschätze zu erschöpfen. Marx schrieb schon vor fast 150 Jahren in "Das Kapital": "Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als gute Eltern den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen".

Seinerseits schrieb Engels am Ende des 19. Jahrhunderts, in der "Dialektik der Natur": "Und so werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, dass wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht - sondern dass wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehen, und dass unsre ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug vor allen andern Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können."

Aber um die Naturgesetze klug anzuwenden können, besteht die Vorbedingung darin, ein Ende der kapitalistischen Wirtschaftsorganisation zu setzen. Je mehr wir zögern werden, desto mehr riskiert die ökologische Katastrophe unheilbar zu sein. Die Drohung dieser Katastrophe, die sich der schon aktuellen sozialen Katastrophe anschließt, verstärkt uns in unserer kommunistischen Überzeugung, dass man die Gesellschaft vom Wettbewerb, vom Lauf zum Gewinn und vom Privateigentum an den Produktionsmittel möglichst schnell befreien muss, das heißt dass man sie auf einer rationalen und egalitären Basis umorganisieren muss.