Krise des Kapitalismus: Auf dem Weg in eine neue Katastrophe? (aus Lutte Ouvrière - Arbeiterkampf - vom 17. September 2018)

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Krise des Kapitalismus: Auf dem Weg in eine neue Katastrophe?
September 2018

Folgender Text ist der Leitartikel der Betriebszeitungen von Lutte Ouvrière vom 17. September 2018.

 

Krise des Kapitalismus: Auf dem Weg in eine neue Katastrophe?

"Ich gehe über die Straße und finde einen Job für Sie." Das hat Macron tatsächlich einem jungen Arbeitslosen zu antworten gewagt, der sich bei ihm beklagt hat, dass er trotz aller Bemühungen keinen Job finden konnte. Als ob es in diesem Land nicht sechs Millionen Arbeitslose gäbe! Als ob es keine Krise gäbe!

Zehn Jahre nach der Pleite der amerikanischen Großbank Lehman Brothers, die der Beginn einer Verschärfung der kapitalistischen Krise war, lebt die Gesellschaft immer noch unter der ständigen Bedrohung durch eine neue Krise, die zu einem katastrophalen Zusammenbruch der Wirtschaft führen könnte. Die Führer der kapitalistischen Welt können noch so viel behaupten, dass die Lehren aus der Krise gezogen wurden. In Wirklichkeit sind sie, wie vor zehn Jahren, nicht in der Lage, ihre anarchisch funktionierende Wirtschaft unter Kontrolle zu halten.

Im Jahr 2008 bestanden ihre einzigen Taten darin, alles zu tun, um eben die Finanzmärkte zu beruhigen, die die Wirtschaft an den Rand des Abgrunds gebracht hatten. Die Großmächte haben den Bankiers bedingungslose finanzielle Unterstützung gewährt. Für sie haben sie den Kredithahn bis zum Anschlag aufgedreht. Sie haben behauptet, dadurch die Wirtschaft zu retten. Doch in Wahrheit retteten sie die Finanzwirtschaft und ermöglichten es so, dass die Spekulationen in umso größeren Stil wieder einsetzten - dank der Hunderten von Milliarden, die die Regierungen ihnen zur Verfügung stellten.

Die Spekulation ist heute in vollem Gang, genau wie vor zehn Jahren. In der Welt der Aktionäre herrscht Euphorie. Die Höhe der Dividenden hat ein neues Rekordhoch erreicht: Weltweit wurden mehr als 500 Milliarden Dollar ausgeschüttet.

Aber an die Möglichkeit, ihre Wirtschaft zu entwickeln, glauben selbst die Kapitalisten nicht. Sie verwenden immer verrücktere Summen für die Spekulation. Denn sie wissen, dass die Bevölkerung ärmer wird und daher die Märkte immer mehr gesättigt sind. Deshalb wollen sie nicht das Risiko eingehen, in die produktiven Teile der Wirtschaft zu investieren.

Die gute Verfassung der Finanzmärkte zeigt, dass der Kapitalismus mehr denn je parasitär ist. Dieser Berg an spekulativem Kapital verschafft einer Minderheit große Gewinne, aber er verschlimmert die Krise und ihre Folgen nur noch mehr. Auf der Suche nach dem schnellstmöglichen Gewinn wandert das Finanzkapital von einem Land zum anderen, ohne wirklich zur Entwicklung ihrer Wirtschaft beizutragen. Ja, es provoziert sogar deren Ruin, wenn sie plötzlich ihr Kapital abziehen, um anderweitige Quellen des Profits zu suchen, wie in den letzten Wochen in der Türkei und Argentinien. Mehr noch als 2008 ist das gesamte kapitalistische System ein Kartenhaus, das jederzeit zusammenzubrechen droht.

Es sind die Arbeitenden und Bevölkerungen der ganzen Welt, die den Preis für die Krise des Kapitalismus zahlen. Und es ist ein sehr hoher Preis. Die Hunderte von Milliarden, die für die Rettung der Spekulanten ausgegeben werden, kommen ebenso wie die heutigen Rekordgewinne nicht aus dem Nichts: Sie sind das Ergebnis zunehmender Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerung, der wachsenden Arbeitslosigkeit, Prekarität und sinkenden Löhnen. Um ihre Gewinne zu steigern, führen die Unternehmer einen unerbittlichen Krieg gegen alle Arbeiter. Sie verschlechtern ihre Lebensbedingungen und versuchen, alle Rechte wieder abzuschaffen, die sie in der Vergangenheit zu gewähren gezwungen waren.

Seit 2008 verfolgen die aufeinanderfolgenden Regierungen die gleiche Politik: Sie unterstützen die Offensive der Unternehmer und verwenden einen immer größeren Teil der öffentlichen Gelder zur Förderung der Finanzwirtschaft - auf Kosten von Gesundheit, Bildung und sozialer Sicherheit.

Nach Sarkozy und Hollande ist nun Macron an der Reihe, den Interessen der Kapitalistenklasse treu zu dienen. Er tut dies noch provokativer als seine Vorgänger, steht offen zu seiner Politik zugunsten der Reichsten der Reichen und zeigt offen, welche Verachtung er für die Arbeiter hat - wie an diesem Wochenende, als er den jungen Arbeitslosen de facto als faul bezeichnete.

Aber genau wie seine Vorgänger ist Macron nur eine Marionette, dessen Rolle sich darauf beschränkt, den Forderungen der Kapitalistenklasse zu gehorchen. Und das wird so bleiben, wer auch immer an der Regierung ist, solange das Großkapital die Wirtschaft beherrscht.

Dieser Herrschaft ein Ende zu setzen, indem man die kapitalistische Klasse enteignet, ist lebensnotwendig für die ausgebeuteten Arbeiter, aber auch für die gesamte Gesellschaft, die der Kapitalismus von einer Katastrophe in die nächste führt. Nur die Arbeiterklasse, die in keiner Weise mit dem Privateigentum an den Produktionsmitteln verbunden ist, hat ein grundlegendes Interesse daran, dieses System zu stürzen. Sie hat die Kraft dazu. Was sie braucht, ist dass sie sich dessen bewusst wird.